Leihmutterschaft: Mithilfe einer Leihmutter zum Wunschbaby?
Eine Leihmutter trägt ein Baby für ein Paar aus, das selbst keine Kinder bekommen kann. Für viele Paare ist es die einzige Möglichkeit, leibliche Kinder zu bekommen, wenn die Möglichkeiten der künstlichen Befruchtung erschöpft sind. Aber warum ist die Leihmutterschaft so umstritten und ist die Leihmutterschaft in Deutschland erlaubt?
Gründe für eine Leihmutterschaft
Die Gründe für eine Leihmutterschaft sind so unterschiedlich wie die Wunscheltern selbst. In der Regel ziehen Eltern mit einem Kinderwunsch eine Leihmutterschaft in Betracht, wenn sie selbst keine Kinder bekommen können und die Methoden der künstlichen Befruchtung ausgeschöpft sind. Und auch gleichgeschlechtlichen Paaren bietet eine Leihmutterschaft die Möglichkeit, ihr Wunschbaby zu bekommen.
Ist die Leihmutterschaft in Deutschland erlaubt?
In Deutschland ist die Leihmutterschaft strafbar. Denn im Embryonenschutzgesetz ist festgelegt, dass eine künstlich befruchtete Eizelle nur der Frau wieder eingesetzt werden darf, von der die Eizelle stammt. Das heißt, dass nicht nur der behandelnde Arzt mit einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren rechnen muss, sondern auch die Leihmutter.
Wusstest du, dass...?
Auch die Vermittlung von Leihmüttern ist in Deutschland verboten
Deshalb suchen sich die meisten Menschen mit Kinderwunsch eine Leihmutter im Ausland.
In welchen Ländern ist die Leihmutterschaft erlaubt?
Da die Leihmutterschaft in Deutschland verboten ist, suchen sich Paare mit einem Kinderwunsch in der Regel eine Leihmutter aus dem Ausland. Aber nicht überall ist die Leihmutterschaft erlaubt. Die Rechtslage ist von Land zu Land verschieden. In unserer Tabelle findest du eine Übersicht, wie andere Länder der Leihmutterschaft gegenüberstehen:
Formen der Leihmutterschaft
Wenn sich Paare dazu entscheiden, ihr Baby von einer Leihmutter austragen zu lassen, gibt es viele verschiedene Möglichkeiten, wie die Schwangerschaft entstehen kann. Oft wird der Leihmutter ein Embryo eingesetzt, der mithilfe künstlicher Befruchtung entstanden ist. Dabei unterscheidet man zwischen einer genetischen Leihmutterschaft und einer gestationalen Leihmutterschaft.
- Genetische Leihmutterschaft: Bei einer genetischen Leihmutterschaft stellt die Leihmutter ihre eigenen Eizellen zur Verfügung. In der Regel findet die Befruchtung dann mittels Insemination statt. Die Leihmutter ist also auch genetisch mit dem Baby verwandt.
- Gestationale Leihmutterschaft: Bei dieser Form der Leihmutterschaft ist die Leihmutter nicht genetisch mit dem Baby verwandt, das in ihrem Babybauch wächst. Der Embryo entsteht in der Regel mithilfe einer IVF, entweder aus der Ei- und Samenzelle der Eltern mit Kinderwunsch oder mit dem Ei der leiblichen Mutter und einem Samenspender.
Mit wem ist das Wunschbaby verwandt?
Du siehst, es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, mit wem das Baby schlussendlich genetisch verwandt sein wird. In der Übersicht findest du einige der möglichen Kombinationen:
- Eizelle der Mutter mit Kinderwunsch wird mit dem Sperma des Vaters mittels IVF befruchtet.
- Die Eizelle der Wunschmutter wird mit dem Sperma eines Samenspenders befruchtet.
- Eine gespendete Eizelle wird mit dem Sperma des Vaters befruchtet.
- Eine gespendete Eizelle wird mit Spendersamen befruchtet. Das Baby ist also weder mit der Leihmutter, noch mit den späteren Eltern genetisch verwandt.
Motivation der Leihmutter
Vielleicht fragst du dich, warum Leihmütter sich die Strapazen einer Schwangerschaft antun, wenn sie doch genau wissen, dass sie das Baby nach der Geburt weggeben werden. Natürlich hat jede Leihmutter ihre eigenen Gründe, warum sie sich für eine Leihmutterschaft entscheidet. Generell kann man die Motivationen der Leihmütter aber in zwei Kategorien einteilen:
Altruistische Leihmutterschaft
Bietet eine Leihmutter einem Paar freiwillig an, ein Kind für sie auszutragen, spricht man von einer altruistischen Leihmutterschaft. Das bedeutet, dass die Leihmutter selbstlos und nicht zum eigenen Nutzen handelt. In diesem Fall wird die Leihmutter nicht dafür bezahlt das Baby auszutragen. In der Regel beteiligen sich die Eltern aber an medizinischen Kosten oder übernehmen sie sogar ganz.
Kommerzielle Leihmutterschaft
In vielen Ländern ist eine Leihmutterschaft nur dann erlaubt, wenn es sich um eine altruistische Leihmutterschaft handelt. In der Ukraine und einigen Staaten der USA, ist aber auch die kommerzielle Leihmutterschaft erlaubt. Das heißt, dass Frauen für die Leihmutterschaft bezahlt werden.
Welche Kriterien muss eine Leihmutter erfüllen?
Um sicherzugehen, dass dein Baby gesund zur Welt kommt, muss die Leihmutter sich an bestimmte Regeln halten. Sie darf während der Schwangerschaft zum Beispiel keinen Alkohol trinken und darf nicht rauchen. Außerdem wird sie während der gesamten Schwangerschaft von einer Agentur medizinisch betreut.
Die Leihmutter muss aber nicht nur die oben genannten Regeln befolgen. Sie muss auch bestimmte Kriterien erfüllen, um überhaupt als Leihmutter in Frage zu kommen. Dazu gehören zum Beispiel:
- Ein gesunder Lebensstil
- Körperliche und psychische Gesundheit
- Alter zwischen 18 und 35 Jahren
- Die Leihmutter sollte mindestens ein Kind haben
Wie läuft eine Leihmutterschaft ab?
- Auswahl der Leihmutter: Die Vermittlung von Leihmüttern erfolgt in den meisten Ländern über Agenturen. Du kannst dir also zusammen mit deinem Partner eine Leihmutter aussuchen.
- Beratung: Von der Agentur wirst du medizinisch und rechtlich beraten.
- Hormonbehandlungen: Dein Zyklus wird mit dem Zyklus der Leihmutter mithilfe von Hormonen synchronisiert und ihr werdet für die künstliche Befruchtung vorbereitet.
- Der Embryo wird eingesetzt: Nach der Befruchtung kannst du einen Embryo aussuchen, der der Leihmutter eingesetzt wird. Um Gendefekte auszuschließen, wird der Embryo vorher oft pränataldiagnostisch untersucht.
- Schwangerschaftstest: Nach zwei Wochen wird der Schwangerschaftstest verraten, ob die künstliche Befruchtung erfolgreich war.
- Schwangerschaft: Während der Schwangerschaft werden alle Ultraschallbilder und Untersuchungsbefunde mit euch geteilt.
- Nach der Geburt: Nach der Geburt willst du dein Baby am liebsten so schnell wie möglich mit nach Hause nehmen. Das ist leider nicht immer möglich. Denn um nach Deutschland einreisen zu können, muss die Anerkennung der Elternschaft nicht nur im Ausland, sondern auch in Deutschland geregelt sein. Das ist leider nicht immer problemlos möglich. Es zahlt sich also aus, wenn du dich vorher rechtlich beraten lässt.
Anerkennung der Elternschaft
Die Anerkennung der Elternschaft ist nicht immer problemlos möglich. Denn nach deutschem Recht ist die Mutter eines Babys immer die Frau, die das Baby geboren hat. Die Mutter hat also keinen rechtlichen Anspruch als Mutter anerkannt zu werden.
Leider ist auch eine Adoption in vielen Fällen schwierig. Denn oft wird eine Leihmutterschaft als Gefährdung des Kindswohls angesehen. Die Behörden fürchten, dass eine Leihmutterschaft das Kind später seelisch belasten kann.
Beim Vater sieht es rechtlich anders aus. Er kann seine Vaterschaft in den meisten Fällen offiziell anerkennen lassen.
Wusstest du, dass...?
Die Elternschaft kann in Deutschland unter bestimmten Voraussetzungen annerkannt werden
Das hat der Bundesgerichtshof im Jahr 2014 entschieden. Dazu muss ein ausländisches Gericht den Wunscheltern die Elternschaft zugesprochen haben und das Baby darf genetisch nicht mit der Leihmutter verwandt sein. Ob die Elternschaft anerkannt wird, ist aber immer eine Einzelfallentscheidung.
Leihmutterschaft Kosten
Wie viel eine Leihmutterschaft genau kostet, ist von Land zu Land unterschiedlich. Im Schnitt kannst du aber mit Kosten zwischen 35.000 € und 160.000 € rechnen. Die Kosten setzen sich zum Beispiel aus Reisen, Unterkünften und medizinische Kosten der Leihmutter zusammen. Da kann schnell eine große Summe zusammen kommen. Am teuersten ist die Leihmutterschaft in den USA.
Titelbild von: Jaleesa Koelen