Endometriose: Frau liegt mit einer Wärmflasche auf dem Sofa.

Dein größter Traum ist es, Mama zu werden? Aber was ist, wenn es nicht so richtig funktionieren will und Fruchtbarkeitsprobleme die Ursache sind? Endometriose ist ein häufiger Grund für den unerfüllten Kinderwunsch. Schätzungen gehen davon aus, dass rund 10 % der gebärfähigen Frauen an einer Endometriose leiden. Aber was ist das eigentlich?

Dr. med. Julia Endreß
Geschrieben durch Redaktion 24schwanger.de
Letztes Update 9 Mai 2022
Medizinisch überprüft durch
Dr. med. Julia Endreß, Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin und Ernährungsmedizin
Dr. med. Julia Endreß
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Dr. med. Julia Endreß, Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin und Ernährungsmedizin

Was ist Endometriose?

Das Innere deiner Gebärmutter ist mit Schleimhaut ausgekleidet. Diese wird als Endometrium bezeichnet. Bei der Endometriose befinden sich kleine Teile dieser Schleimhaut nicht nur da, wo sie hingehören, sondern auch außerhalb der Gebärmutter. Dabei können nicht nur einzelne Zellen „falsch“ sitzen, sondern auch flächige Regionen befallen sein.

Diese sog. Endometriose-Herde können an verschiedenen Stellen im Körper auftreten. Meistens findet man sie in der Bauchhöhle und dort vor allem im kleinen Becken, also im Unterbauch. Die Herde können zum Beispiel an den Eierstöcken, in der Gebärmutterwand, in den Eileitern, im Bauchfell, hinter der Gebärmutter im tiefsten Bauchraum, in den Bändern, die die Gebärmutter an Ort und Stelle halten, in der Blase und im Darm liegen.

Die Gebärmutterschleimhaut und Endometriose-Herde

Jeden Monat verdickt sich die Gebärmutterschleimhaut unter dem Einfluss von Hormonen. Auf diese Weise bereitet sie sich auf eine mögliche Befruchtung und Einnistung einer Eizelle vor. Findet keine Befruchtung statt, baut sich die Schleimhaut ab und es kommt zu Blutungen. Du bekommst deine Menstruation.

Die Endometriose-Herde verhalten sich genau wie die Schleimhaut der Gebärmutter. Das bedeutet, dass sie sich zyklusabhängig aufbauen, aber auch periodisch abbluten. Das Blut aus diesen Herden kann jedoch nicht über die Vagina abfließen und sammelt sich in der Bauchhöhle, am Eierstock oder an den Organen. Dies kann zum Beispiel zu Schmerzen und Verklebungen im Bauchraum führen.

Folgen der Enodmetriose

Da dein Körper sein Bestes tut, um die verstreuten Blutungen zu beseitigen, können sich Zysten und Narbengewebe bilden. Zysten sind mit Flüssigkeit gefüllte Hohlräume. Bei Endometriose sammelt sich darin oft (altes) Blut. Diese wird wegen der Farbe des Blutes als Schokoladenzyste bezeichnet. Eine Zyste muss keine Beschwerden verursachen, sie kann aber eine Schwangerschaft beeinträchtigen, wenn sie beispielsweise am Eierstock entsteht.

Narbengewebe kann zu Verwachsungen führen. Die Gebärmutter kann zum Beispiel mit dem Darm oder der Blase verwachsen. Verwachsungen führen oft zu starken Schmerzen, viele Frauen leiden dann nicht nur periodenabhängig, sondern zum Beispiel auch beim Geschlechtsverkehr unter Schmerzen. Das kann für eine Beziehung sehr belastend sein.

Infographik zur Endometriose.

Endometriose-Symptome

Nicht jeder leidet unter den Symptomen der Endometriose. Die Symptome variieren von Frau zu Frau und sogar von einem Menstruationszyklus zum anderen. Sie lassen sich daher nur schwer vorhersagen. Die Symptome hängen nicht direkt von der Ausprägung der Herde ab. So haben manche Frauen sehr starke Beschwerden, obwohl in einer OP nur kleinste Herde gefunden werden. Andere Frauen haben nie Beschwerden und es werden in einer OP als Zufallsbefund viele Herde entdeckt.
Die folgenden Symptome können zum Beispiel auftreten:

  • Starke Menstruationsschmerzen
  • Schmerzen beim Eisprung
  • Starke Blutungen schon vor und während der Menstruation
  • Schmerzen beim Urinieren
  • Schwierigkeiten oder Schmerzen beim Stuhlgang
  • Schmerzen beim oder nach dem Sex
  • Chronische Schmerzen im Beckenbereich
  • Müdigkeit
  • Verminderte Fruchtbarkeit oder Unfruchtbarkeit

Endometriose ist eine chronische Krankheit. Die Symptome können durch Hormonbehandlungen, wie zum Beispiel die Einnahme einer Gestagen-betonten Pille, gemildert werden. Leider können sie beim Absetzen dieser wieder zurückkehren. Erst in den Wechseljahren hören das Wachstum und die Abstoßung der Schleimhaut auf, weil dann keine Hormone mehr auf die Schleimhaut wirken. Die Endometriose kommt dann zur Ruhe.

Woher weiß ich, ob ich eine Endometriose habe?

Wenn du Beschwerden hast, solltest du sie unbedingt mit deinem Frauenarzt besprechen. In einer Untersuchung kann er schon Hinweise auf eine Endometriose finden. Beim Tasten kann man oft an bestimmten Stellen einen Schmerz auslösen. Im Ultraschall kann man zum Beispiel Schokoladenzysten sehen oder freie Flüssigkeit im tiefsten Bauchraum. Eine Sicherung der Diagnose kann man nur mit einer Probenentnahme in einer Operation machen.

Schwanger werden mit Endometriose

Die meisten Frauen haben eine leichte Form der Endometriose und können auf dem normalen Weg schwanger werden. Mit zunehmender Schwere der Erkrankung werden die Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit aber immer größer.

Bei einer Frau mit Endometriose verringert sich die Fruchtbarkeit etwa um die Hälfte. Wie hoch deine individuelle Chance ist, kann dir nur dein behandelnder Arzt sagen. Hier spielen Alter, Ausprägung der Endometriose, Voroperationen usw. eine Rolle.
Ursachen für die Einschränkung der Fruchtbarkeit können z.B. sein:

  • Die Endometrioseherde setzen sich an den Eierstöcken fest und verhindern die Freisetzung einer Eizelle. Z.B. eine Schokoladen-Zyste kann einen regelrechten Eisprung verhindern.
  • Die Eileiter sind womöglich durch Endometriose-Herde verstopft. Die Wände sind dann miteinander verklebt, sodass das befruchtete Ei nicht mehr in die Gebärmutterhöhle wandern kann. Auch Vernarbungen oder Verwachsungen können einen reibungslosen Transport verhindern.

Endometriosebehandlung

Solltest du unter Endometriose leiden, kann dich dein Frauenarzt zu einem Endometriosezentrum überweisen. Diese Zentren sind auf die Krankheit spezialisiert und können dir die bestmögliche Hilfe bieten.
Wenn du keinen Kinderwunsch hast, kannst du zum Beispiel eine medikamentöse Behandlung beginnen. Neben Schmerzmitteln und Entzündungshemmern handelt es sich bei dieser um eine hormonelle Behandlung, die den Eisprung und den weiblichen Hormonspiegel unterdrückt.

Diese Behandlungsmethode ist allerdings bei bestehendem Kinderwunsch keine langfristige Lösung. Glücklicherweise gibt es mehrere chirurgische Behandlungen, die die Chancen auf eine Schwangerschaft erhöhen:

Laparoskopie (Schlüsselloch-Chirurgie)

Bei der minimalinvasiven Schlüssellochchirurgie wird ein kleiner Schnitt in deinen Bauch gemacht. Die Ärzte verwenden diese Methode, um kleinere Endometrioseherde zu entfernen. Dadurch verbessern sich die Chancen auf eine (natürliche) Schwangerschaft, insbesondere bei Frauen mit einer leichten Form von Endometriose. Die Schlüssellochchirurgie wird auch zur Diagnose der Endometriose eingesetzt. Es kann vorkommen, dass die Entfernung der Gewebestücke und die Diagnose der Erkrankung zusammen gemacht werden.

Laparotomie (offene Unterleibschirurgie)

Bei größeren Verwachsungen und/oder Zysten führen die Ärzte eine Bauchoperation durch. Der Einschnitt wird in Höhe der Bikinizone vorgenommen. Auf diese Weise kann der Arzt die Endometriose-Herde besser erreichen und die Erfolgsaussichten sind größer.

(Un-)Fruchtbarkeit durch Endometriose

Solltest du auch mit den oben genannten Verfahren noch nicht erfolgreich schwanger geworden sein, so gibt es glücklicherweise noch Alternativen. Bei Endometriose können verschiedene Fruchtbarkeitsbehandlungen durchgeführt werden.

IUI (künstliche Befruchtung)

Wenn die Eileiter nicht blockiert sind, kann eine IUI durchgeführt werden. Dabei werden männliche Spermien in die Gebärmutter eingeführt, was die Chance auf eine Befruchtung erhöht.

IVF und ICSI

Andere Fruchtbarkeitsbehandlungen für Endometriose sind IVF und ICSI. Bei diesen Behandlungen wird der natürliche Weg über die Eileiter einfach umgangen. Nach einer Stimulation werden die reifen Eizellen durch eine Punktion entnommen. Sie werden dann im Reagenzglas mit den Samenzellen zusammen gebracht. Wenn die Befruchtung erfolgreich war, wird der Embryo wieder in die Gebärmutter eingesetzt.

Endometriose und Schwangerschaft

Wenn du schwanger bist, kann es sein, dass die Endometriose durch die starken Hormone „ausgebrannt“ wird. Frauen, die vor der Schwangerschaft schon viele Verwachsungen hatten, können jedoch durch die Größenzunahme der Gebärmutter im Laufe der Schwangerschaft zunehmende Schmerzen bekommen. Nach der Entbindung, vor allen Dingen, wenn du stillst, sind die Symptome meist weniger stark ausgeprägt.

Leider kann man unmöglich voraussagen, wie ein Verlauf individuell sein wird. Dies ist von Frau zu Frau unterschiedlich. Bei schwangeren Frauen mit Endometriose ist die Wahrscheinlichkeit einer Fehlgeburt, vor allem einer Eileiterschwangerschaft größer. Aus diesem Grund solltest du zu allen Kontrolluntersuchungen gehen.

Tipps bei Endometriose

Du kannst einiges tun, um die Schmerzen während deiner Menstruation bei Endometriose zu lindern:

  • Entspannung: Sorge für Ruhe und Entspannung während der schmerzhaften Phasen.
  • Wärme: Eine Wärmflasche auf dem Bauch oder ein warmes Bad helfen dir, dich zu entspannen und die Schmerzen zu lindern.
  • Übungen: Wenn der Schmerz in den Rücken ausstrahlt, kannst du deine Rückenmuskulatur entspannen, indem du den Rücken ein paar Mal durchdrückst.
  • Massage: Vielleicht kann dir dein Partner hierbei helfen. Eine Massage des unteren Rückens kann helfen, den Schmerz zu lindern.

Entzündungshemmende Medikamente können sowohl gegen die Schmerzen, als auch gegen die Endometriose-Reaktion in deinem Körper helfen. Dies solltest du jedoch nur in Absprache mit deinem Arzt machen.