Die Geburtskomplikation Schulterdystokie
Die Schulterdystokie ist eine seltene, aber gefährliche Geburtskomplikation. In diesem Artikel erfährst du, was eine Schulterdystokie ist, welche Folgen sie haben kann und welche Risikofaktoren es gibt.
Was ist eine Schulterdystokie?
Bei der Schulterdystokie handelt es sich um eine seltene Komplikation während der Geburt. Sie tritt bei etwa 0,7 % der Geburten auf.
Nachdem der Kopf des Babys geboren ist, folgt der Körper normalerweise bei der nächsten Wehe. Bei einer Schulterdystokie steckt die Schulter allerdings am Schambein der Mutter fest, sodass es nach der Geburt des Kopfes zu einem Geburtsstillstand kommt.
Formen der Schulterdystokie
Es gibt zwei verschiedene Formen der Schulterdystokie: der hohe Schultergeradstand und der tiefe Schulterquerstand. Bei beiden Formen ist es so, dass das Baby bestimmte Drehungen nicht macht, die notwendig sind, um durch den Geburtskanal zu passen.
Beim hohen Schultergeradstand kommt es oft zum sogenannten Turtle-Phänomen. Der Kopf des Babys verlässt den Körper der Mutter, da die Schulter aber feststeckt, wird er wieder zurückgezogen. Der Name des Phänomens kommt daher, dass diese Bewegung an eine Schildkröte erinnert, die ihren Kopf in den Panzer zurückzieht.
Beim tiefen Schulterquerstand ist der Kopf hingegen schon vollständig geboren, während der Körper noch feststeckt.
Gefahren einer Schulterdystokie
Bei einer Schulterdystokie kann es sein, dass das Baby nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt ist. Dazu kommt es, wenn die Nabelschnur nach der Geburt des Kopfes nicht mehr gut durchblutet wird. Gleichzeitig kann das Baby eventuell noch nicht richtig selbstständig atmen, weil sich die Lunge durch die Enge im Geburtskanal nicht genug ausdehnen kann. Der ph-Wert der Nabelschnur kann dann abfallen. Dadurch kommt es zu einer Übersäuerung des Blutes im Körper des Babys, da dein Baby nicht genug Sauerstoff bekommt. Das kann lebensgefährlich sein.
Mögliche Folgen einer Schulterdystokie
Bei den meisten Geburten mit einer Schulterdystokie erleidet das Baby keine Schäden. Eine Verzögerung der Geburt des Körpers von wenigen Minuten kann folgenlos bleiben. Es besteht aber ein erhöhtes Risiko, dass das Baby während oder kurz nach der Geburt stirbt. In verschiedenen Untersuchungen wurde die Wahrscheinlichkeit dafür mit 2 bis 29 % angegeben.
Wenn die Sauerstoffversorgung bei der Geburt eingeschränkt ist, können zudem bleibende Hirnschäden entstehen. Außerdem kann es zu Verletzungen und Funktionseinschränkungen der Arme und der Schulter des Babys kommen. Manche dieser Einschränkungen können sich aber innerhalb der ersten Lebensmonate zurückbilden oder behandelt werden.
Sekundäre Schulterdystokie
Bei der sekundären Schulterdystokie ist die schlechte Sauerstoffversorgung nicht die Folge, sondern die Ursache für die Geburtskomplikation. Wenn das Baby während der Schwangerschaft schlecht mit Sauerstoff versorgt war, kann es dadurch Schäden erlitten haben. Diese Schäden können dazu führen, dass das Baby die notwendige Drehung während der Geburt nicht vollziehen kann und im Geburtskanal feststeckt.
Maßnahmen bei einer Schulterdystokie
Da es sich bei der Schulterdystokie um eine seltene Geburtskomplikation handelt, sind auch Hebammen und Ärzte recht selten mit ihr konfrontiert. Schätzungen zufolge erlebt ein Klinikarzt, der auch Geburten begleitet, nur alle zwei Jahre eine Geburt mit einer Schulterdystokie. Deshalb ist es wichtig, dass sich Geburtshelfer in diesem Bereich stetig weiterbilden.
Bei einer Schulterdystokie, sollten zunächst leichte Maßnahmen angewendet werden. Die Geburtshelfer werden dich in dieser Situation anleiten dein Becken zu bewegen oder in eine andere Geburtsposition zu wechseln. Das kann die nächste Wehe beschleunigen und das Baby dazu bringen, sich vorteilhaft zu bewegen.
Wenn diese Methode nicht hilft, können auch aufwendigere Maßnahmen ergriffen werden. Ein Beispiel dafür ist das sogenannte McRoberts-Manöver. Dabei streckt die werdende Mutter die Beine maximal aus und beugt sie anschließend maximal, während sie gleichzeitig angezogen werden.
Wenn auch solche Maßnahmen nicht ausreichen, versuchen die Geburtshelfer, die Schulter des Babys von innen zu lösen und eine Drehung des Kindes hervorzurufen.
Risikofaktoren für eine Schulterdystokie
Leider kann man nicht genau sagen, warum es bei manchen Geburten zu einer Schulterdystokie kommt. Es gibt aber zahlreiche Faktoren, die die Wahrscheinlichkeit für diese Komplikation erhöhen:
- Hohes Geburtsgewicht (über 4000 g)
- Übergewicht der Mutter
- Starke Gewichtszunahme in der Schwangerschaft
- Schwangerschaftsdiabetes
- Hohes Alter der Mutter
- Überschreitung des errechneten Geburtstermins
- Männliches Baby
- Schulterdystokie bei einer vorherigen Geburt
- Beckenanomalien der Mutter
Vorsorge gegen eine Schulterdystokie
Du fragst dich jetzt sicher, welche Vorsorgemaßnahmen es gibt. Leider ist es kaum möglich, vor der Geburt das Risiko für eine Schulterdystokie abzuschätzen. Das liegt unter anderem daran, dass die Bestimmung des Gewichts des Babys über den Ultraschall sehr ungenau ist. Ärzte erkennen häufig nicht, dass ein Baby schon über 4000 Gramm liegt. Daher ist es auch schwierig, Vorsorgemaßnahmen zu treffen.
Um das Geburtsgewicht nicht zu hoch werden zu lassen, kann nach dem errechneten Geburtstermin die Geburt eingeleitet werden. Das macht man beispielsweise, wenn mit einem Schwangerschaftsdiabetes ein weiterer Risikofaktor für ein hohes Geburtsgewicht vorliegt. Falls das hohe Gewicht erkannt wird, werden dir Ärzte wahrscheinlich einen Kaiserschnitt nahelegen.