Geburtspositionen: Das Geheimnis einer schönen Geburt
Wenn eine Geburt in den Medien gezeigt wird, liegt die Frau meistens auf dem Rücken, presst und zack ist das Baby da. Die Geburt in Rückenlage ist aber keinesfalls die einzige oder sogar beste Geburtsposition. In diesem Artikel findest du eine Übersicht der beliebtesten Geburtspositionen.
Welche Geburtspositionen gibt es?
Egal, ob du im Vierfüßlerstand die Wehen veratmest, im Zimmer auf und ab tigerst, auf dem Geburtshocker sitzt oder im Bett liegst: Es gibt viele verschiedene Geburtspositionen. Je nachdem, wie weit die Geburt fortgeschritten ist, werden andere Geburtspositionen empfohlen. Man unterscheidet dabei zwischen liegenden und aufrechten Positionen.
Liegende Geburtspositionen
Das Bett ist und bleibt der ideale Ort, um sich in den Wehenpausen auszuruhen. Allerdings sind liegende Geburtspositionen für den Geburtsfortschritt nicht ideal. Denn die Schwerkraft wirkt nur minimal auf dein Baby und es dauert länger, bis sich dein Becken komplett öffnet. Deshalb solltest du vor allem in der Eröffnungsphase nicht zu lange liegen. Leider lässt sich das nach einer PDA nicht immer vermeiden.
Geburt in Rückenlage
Die sogenannte Steinschnittlage, also das Liegen auf dem Rücken, ist die klassische Geburtshaltung. Man kennt sie aus Film und Fernsehen. Auch heute werden noch viele Babys in dieser Position geboren. Denn auf dem Rücken liegend kannst du beim Pressen während der Austreibungsphase viel Kraft ausüben. Dazu ziehst du deine Beine so weit wie möglich Richtung Kinn und hältst die Knie fest.
Allerdings ist die Rückenlage für den Geburtsfortschritt alles andere als ideal. Denn durch das Liegen auf dem Rücken sinkt die Gebärmutter Richtung Wirbelsäule. Dadurch wird deinem Baby der Eintritt ins Becken erschwert und die Geburt ist meistens länger und kräftezehrender. Besonders in der Eröffnungsphase, solltest du daher eine aufrechte Position wählen. So kannst du mit der Schwerkraft arbeiten.
Du findest es trotzdem angenehmer zu liegen? Oder es lässt sich medizinisch nicht vermeiden? Kein Problem. Dann wird das Bettoberteil so eingestellt, dass du in einer halbsitzenden Position bist. Dein Rücken wird dadurch entlastet und du kannst während der Wehen aktiv pressen.
Geburt in der Seitenlage
Auch in der Seitenlage kannst du viel Kraft aufwenden. Dazu ziehst du die Beine in Richtung deines Kinns. Um dich zu unterstützen, kann dein Partner während der Wehen das oben liegende Bein festhalten. In den Wehenpausen kannst du dein Bein auf einem Kissen ablegen, um dich auszuruhen.
Wusstest du, dass...?
Wenn du schwanger bist solltest du immer auf der linken Seite liegen
Denn wenn du auf der rechten Seite liegst, kann dein Baby die Vena cava, die sogenannte Hohlvene abdrücken. Dadurch wird die Sauerstoffversorgung deines Babys schlechter und du kannst unter Umständen ohnmächtig werden.
Aufrechte Geburtspositionen
Damit dein Baby leichter ins Becken rutscht, kann dir eine aufrechte Geburtsposition in der Eröffnungsphase helfen. Durch den Druck auf den Muttermund werden die Wehen gefördert und der Muttermund öffnet sich schneller. In der zweiten Phase, der Austreibungsphase, wird durch Positionswechsel ein Eingreifen oft verhindert. Zum Beispiel, wenn die Geburt ins Stocken gerät und ein Dammschnitt, ein Kaiserschnitt oder die Saugglocke notwendig wird.
Vorteile einer aufrechten oder stehenden Geburtsposition
Viele Frauen wählen in der Eröffnungsphase eine Geburtsposition, bei der sie nicht liegen. Da sie dann mit der Schwerkraft arbeiten, kann es sein, dass die Phasen der Geburt schneller verlaufen. Es kann sich auch gut für dich anfühlen, wenn du zwischen den einzelnen Geburtspositionen wechselst. Du solltest für dich herausfinden, was sich für dich gut anfühlt. Nur das ist wichtig. Jede Geburtsposition hat Vor- und Nachteile. Aufrechte Geburtspositionen bieten dir folgende Vorteile:
- Du kannst dich frei bewegen und die Geburtspositionen selbst wählen. So hast du mehr Kontrolle über die Geburt.
- Die aufrechte Haltung wirkt sich positiv auf deine Atmung und deinen Kreislauf aus. Dadurch ist auch dein Baby ausreichend mit Sauerstoff versorgt.
- Wehen kommen stärker, regelmäßiger und häufiger. In einer aufrechten Geburtsposition verläuft die Geburt meistens schneller.
- Wenn du eine Geburtsposition für dich gefunden hast, kannst du die Wehenschmerzen besser aushalten.
- Dein Baby wird beim Eintritt in das Becken durch die Schwerkraft unterstützt.
- Durch wechselnde Geburtspositionen kann ein Dammschnitt oder die Entbindung mit der Saugglocke oft vermieden werden.
Geburt im Stehen
Vielen Frauen tut Bewegung während der Geburt gut. Besonders in der Eröffnungsphase können sie so besser mit den Schmerzen umgehen. Während der Wehen kannst du dich am Bett, der Wand oder deinem Partner abstützen. Du kannst dich aber auch an einem an der Decke hängenden Tuch festhalten.
In der Austreibungsphase gehst du während der Wehen in eine leichte Hocke. In dieser Geburtsposition ist dein Becken sehr beweglich und der Beckenboden weitet sich optimal. Kommt dein Baby im Stehen zur Welt, kniet die Hebamme vor dir, um dein Baby aufzufangen.
Geburt auf dem Geburtshocker
In dieser Geburtsposition sitzt du aufrecht mit gespreizten Beinen auf einem Geburtshocker. Dein Partner sitzt hinter dir, gibt dir Halt und kann dich beim Pressen unterstützen. Während der Wehen, kannst du Mitschieben, indem du an einem Tuch ziehst oder dich an den Händen deines Partners festhältst. In den Wehenpausen kannst du dich in die Arme deines Partners fallen lassen. Deine Hebamme sitzt bei dieser Geburtsposition direkt vor dir. Sie kann dich anleiten und wird dein Baby annehmen.
Geburt im Vierfüßlerstand
Bei der Geburt im Vierfüßlerstand kniest du auf einer weichen Unterlage. Dein Oberkörper ist vorne über gebeugt und etwas hochgelagert. Dazu kannst du dich beispielsweise an einem Gymnastikball, deinem Partner oder dem Bettrandfesthalten. Das Mitschieben während der Wehen klappt am besten, wenn du dich auf den Unterarmen abstützt und deine Hände faltest. In dieser Geburtsposition sitzt dein Partner vor dir und unterstützt dich. Außerdem hat dein Partner eine besonders wichtige Aufgabe: er leitet dich an und kommuniziert mit der Hebamme. Denn deine Hebamme ist in dieser Position hinter dir. Du kannst sie also nicht direkt anschauen.
Geburt in der tiefen Hocke
Besonders in der späten Eröffnungsphase und in der Austreibungsphase kann es dir helfen, wenn du tief in die Hocke gehst. Du kannst dich zum Beispiel am Bettrand, deinem Partner, einer Sprossenwand oder einem von der Decke hängenden Tuch festhalten. In dieser Position kann dein Baby tiefer ins Becken rutschen.
In dieser Haltung wird die Schamfuge gedehnt und der Geburtskanal wird breiter. Die Hebamme befindet sich seitlich neben dir, um dein Baby bei der Geburt in Empfang zu nehmen.
Geburtsposition bei der Wassergeburt
Auch bei der Wassergeburt kannst du verschiedene Geburtsposition ausprobieren. Du solltest die Position allerdings nur wechseln, wenn mindestens eine Person mit dir im Raum ist. Denn dann kann dir jemand helfen, für den Fall, dass du Kreislaufprobleme bekommst. Außerdem solltest du niemals ohne Hilfe aus der Geburtswanne aufstehen. So kannst du nicht ausrutschen und dich und dein Baby verletzen.
Was ist die beste Geburtsposition?
Die, die sich für dich gut anfühlt. Die ideale oder beste Geburtsposition gibt es nicht. Wenn du keine medizinische Indikation hast, kannst du frei wählen, wann du welche Geburtsposition ausprobieren möchtest.
Besprich das am besten vorab mit deiner Hebamme und informiere dich über die Positionen. So bekommst du ein Gefühl dafür, was du für deine Geburt möchtest und was nicht. Du kannst deine Wünsche vor der Geburt in einem Geburtsplan festhalten. Bleibe allerdings flexibel und vertraue auf deine Hebamme und deinen Körper. Denn jede Geburt ist anders und was dir in der Eröffnungsphase guttut, kann in der Austreibungsphase unangenehm sein. Probiere dich einfach aus. So merkst du schnell, welche Geburtsposition für dich am besten ist.