Wochenbett: Die ersten Wochen nach der Geburt
Endlich, du darfst mit deinem Baby nach Hause. Die Zeit im Wochenbett ist eine ganz besondere Zeit, in der ihr euch kennenlernt. Es ist aber auch normal, wenn du noch unsicher bist und dein Baby mit Seidenhandschuhen anfasst. Wir verraten dir alles, was du über das Wochenbett wissen musst.
Wochenbett: Was ist das?
Als Wochenbett werden die ersten sechs Wochen nach der Geburt bezeichnet. In Deutschland, wie in vielen anderen Ländern, fällt das Wochenbett unter den gesetzlichen Mutterschutz. Im Wochenbett erholt sich dein Körper von den Strapazen der Geburt. Die Gebärmutter bildet sich langsam zurück und Geburtsverletzungen heilen.
Schon zu Beginn des Wochenbetts finden viele Veränderungen und Entwicklungen statt. Eine Vielzahl davon, wie die Heilung und Rückbildung deines Körpers, passiert automatisch. Andere, wie das Stillen, stellen dich vielleicht vor eine Herausforderung. Mach dir keine Sorgen, wenn du am Anfang unsicher bist. Deine Hebamme unterstützt dich und zeigt dir, wie du die neuen Aufgaben gut meistern kannst.
Wochenbett: Die Zeit des Kennenlernens
Das Wochenbett ist die Zeit des gegenseitigen Kennenlernens. Es ist also ganz normal, dass du deine Finger nicht von deinem zauberhaften Baby lassen kannst. Durch das ausgiebige Kuscheln und Kennenlernen wird die Mutter-Kind-Bindung gestärkt. Während des sogenannten Bondings wächst die Liebe zu deinem Baby. Nur selten ist die Mutterliebe schlagartig da. Für ein ausgiebiges Kennenlernen bietet es sich an, dass du dir die gemeinsame Zeit gönnst, dich erholst und schonst. Der Alltag kommt früh genug. Auch für deinen Partner ist diese Zeit etwas ganz besonderes. Endlich kann auch er euer Baby in den Armen halten.
Wochenbettbetreuung
Während des Wochenbetts steht dir eine Hebamme mit Rat und Tat zur Seite. In den ersten 10 Tagen übernimmt die Hebamme die Routineuntersuchungen. Sie kontrolliert den Heilungsprozess und die Entwicklung deines Babys. Dabei achtet sie auf jede Kleinigkeit, um bei Problemen eingreifen zu können.
Zusätzlich erklärt dir die Hebamme alles, was du über die Babypflege wissen musst. Du musst dir also keine Sorgen machen, wenn du nicht auf Anhieb alles weißt. Außerdem zeigt sie dir, wie du für dich und dein Baby sorgst. Trau dich ruhig Fragen zu stellen. Je sicherer du mit dir, deinem Körper und deinem Baby wirst, desto einfacher wird dir die Zeit im Wochenbett fallen. Und ehe du dich versiehst fühlt es sich so an, als hättest du nie etwas anderes getan.
In den ersten 12 Wochen nach der Geburt hast du Anspruch auf die Unterstützung durch eine Hebamme und kannst sie kontaktieren. Wenn eine medizinische Indikation vorliegt, kann die Beratung durch die Hebamme bis zum Ende der Stillzeit verlängert werden.
Wochenbett: Körperliche und hormonelle Veränderungen
Während der Geburt leistet dein Körper Unglaubliches. Umso wichtiger ist es, ihn im Wochenbett zu schonen. In den Wochen nach der Geburt ist dein Körper damit beschäftigt sich zurück zu bilden und Geburtsverletzungen zu heilen. Unter anderem, bewegen sich etliche Organe langsam wieder in ihre Ausgangsposition zurück.
Während dein Körper heilt, kannst du besonders in den ersten drei Tagen nach der Geburt unter Nachwehen leiden. Diese Nachwehen werde durch deine Gebärmutter ausgelöst, während sie ihre ursprüngliche Form annimmt. Das ist ganz normal und klingt nach ein paar Tagen ab. Deine Muskulatur, wie zum Beispiel der Beckenboden, braucht nach der anstrengenden Geburt Zeit sich zu regenerieren. Deshalb solltest du in den ersten Wochen nach der Geburt schweres Heben vermeiden.
Nicht nur dein Körper braucht Zeit um sich an die neue Situation zu gewöhnen. Auch dein Hormonhaushalt stellt sich nach der Geburt um. Besonders das plötzliche Wegfallen der von der Plazenta produzierten Hormone, wie zum Beispiel Östrogen, wirst du in den ersten Tagen und Wochen nach der Geburt spüren.
Baby Blues, Wochenbettdepression oder postpartale Depression
Hast du dir auch schon ein paar Tränen verdrückt und fühlst dich manchmal traurig? Mach dir keine Sorgen, das ist ganz normal. Der Baby-Blues ist eine kurzfristige Verstimmung in den ersten Wochen nach der Geburt. Ausgelöst wird er durch die Hormonumstellung nach der Geburt. Besonders in den ersten Tagen nach der Geburt kann es dir passieren, dass du grundlos in Tränen ausbrichst oder du hochemotional reagierst. Das ist ganz normal und ein Thema, dass du mit deiner Hebamme besprechen kannst.
Wenn du dich länger als zwei Wochen schlecht fühlst und dich selbst nicht mehr wiedererkennst, solltest du das aber ernst nehmen und dir Hilfe suchen. Traue dich über länger anhaltendende negative Gefühle zu sprechen. Denn etwa zehn Prozent der jungen Müttern entwickeln nach der Geburt eine postpartale Depression. Diese beginnt oft schleichend und kann unbehandelt nicht nur die Mutter-Kind Bindung stören, sondern auch schwerwiegende Folgen haben.
Oft kümmern sich Mütter zwar um ihre Babys, verlieren aber den Bezug und die tiefe Verbindung zu ihnen. Auch deine Hebamme kennt sich mit der postpartalen Depression und den ersten Anzeichen bestens aus. Sie kann dir in dieser schweren Zeit zur Seite stehen und dir weitere Ansprechpartner oder Tipps geben.
Der Wochenfluss
Der Wochenfluss entsteht während des Heilungsprozesses der Gebärmutter. Der Hauptbestandteil des Wochenflusses sind verflüssigte Gewebereste, die dein Körper nach der Geburt ausstößt. Erschrick also nicht, wenn du auch Blutklümpchen im Wochenfluss entdeckst. So reinigt der Wochenfluss die Gebärmutterhöhle und trägt zum Heilungsprozess bei.
Hast du auch schon Horrorgeschichten über den Wochenfluss gehört? Besonders Erstgebärende erschrecken oft über die Stärke des Wochenflusses. Denn gerade in der ersten Woche nach der Geburt kann der Wochenfluss sehr stark sein. Wahrscheinlich fühlt es sich für dich so an, als müsstest du alle fünf Minuten die Binde wechseln.
In der Regel dauert der Wochenfluss sechs Wochen. Das heißt aber nicht, dass du sechs Wochen lang sehr stark blutest. Nach ungefähr zwei Wochen kann der Wochenfluss in einen Ausfluss übergehen. Dann fühlt es sich für dich wahrscheinlich an, als hättest du eine starke Periode. Nach einem Kaiserschnitt ist der Wochenfluss meistens schwächer, kann jedoch etwas länger dauern.
Tipps zum Wochenfluss
- Stelle sicher, dass du immer genug Wöchnerinnenvorlagen zuhause hast.
- Wechsle die Vorlagen regelmäßig.
- Nutze nur Wasser, um dich sauber zu machen.
- Verzichte auf ein Vollbad, bis der Wochenfluss aufgehört hat.
Wochenflussstau
In manchen Fällen kann es zu einen Wochenflussstau kommen. Bluttropfen oder Eihautreste können den Wochenfluss dann am Abfließen hindern. Meistens treten beim Wochenflussstau Stirnkopfschmerzen und plötzliches, hohes Fieber auf. Wenn du diese Symptome feststellst, solltest du umgehend dein Frauenarzt kontaktieren um eine Infektion zu verhindern.
Wochenbett nach Geburtsverletzungen
Geburtsverletzungen, wie ein Dammriss oder kleine Risse in der Vagina, können in den ersten Tagen nach der Geburt unangenehm ziehen, brennen und weh tun. Um die Schmerzen zu lindern, kannst du die Stelle kühlen, eine Salbe auftragen oder ein Sitzbad machen. Deine Hebamme kennt alle Tricks, um den Heilungsprozess zu unterstützen.
Wochenbett nach Kaiserschnitt
Besonders nach einem Kaiserschnitt, solltest du dich regelmäßig bewegen. Im Krankenhaus wirst du vom Pflegepersonal alle sechs bis acht Stunden mobilisiert, um das Risiko einer Thrombose zu verringern. Die Kaiserschnittwunde wird in den ersten Tagen vom Klinikpersonal versorgt und der Verband regelmäßig gewechselt. Zum Zeitpunkt der Entlassung aus dem Krankenhaus wird die Wunde meistens durch einen wasserabweisendes Pflaster ersetzt, damit du ohne Probleme duschen kannst.
In der ersten Zeit solltest du lockere Kleidung und Unterwäsche tragen. Zu enge Kleidung kann die Wunde irritieren und die Wundheilung stören. Besonders nach einem Kaiserschnitt, solltest du nicht schwerer als fünf Kilo heben, um die Kaiserschnittwunde zu entlasten. Im Wochenbett kontrolliert deine Hebamme die Wunde regelmäßig. Nach etwa zehn Tagen können die Fäden oder Klammern von der Hebamme oder ambulant gezogen werden.
Hämorrhoiden nach der Geburt
Hämorrhoiden im Wochenbett kommen häufiger vor als du denkst. Viele Frauen leiden schon während der Schwangerschaft an Hämorrhoiden, sie können aber auch erst durch die Geburt entstehen. Hämorrhoiden treten als Knoten am After auf und sind, durch das Pressen während der Geburt, im Wochenbett oft besonders schmerzhaft. Um die Hämorrhoiden so schnell wie möglich wieder los zu werden, solltest du penibel genau darauf achten den Bereich sauber zu halten.
Besonders bei sehr schmerzhaften Hämorrhoiden ist es angenehmer den After mit kaltem Wasser abzuspülen. Dazu kannst du den After abduschen, oder mit einem nassen Waschlappen reinigen. Gegen den Juckreiz helfen Salben und Sitzbäder aus Eichenrindenextrakt und Kamille. Bei den Salben solltest du dich beraten lassen, da die Wirkstoffe in die Muttermilch übergehen können.
Verstopfung nach der Geburt
In den ersten zwei Tagen nach der Geburt haben viele Frauen Probleme mit dem Stuhlgang. Das kann viele verschiedene Ursachen haben. Es kann sein, dass du vor der Geburt einen Einlauf oder Durchfall hattest, du während der Geburt wenig gegessen und getrunken hast, oder deine Darmtätigkeit durch zu wenig Bewegung vermindert ist. Neben den körperlichen Ursachen, kann auch deine Psyche Einfluss auf den Stuhlgang haben. Viele Frauen haben zum Beispiel Angst, dass beim Stuhlgang die Dammnaht reißt, fürchten die Schmerzen, oder haben ein Problem fremde Toiletten zu benutzen.
Tipp
Drücke eine Binde gegen die Dammnaht
Die Naht einer Geburtsverletzung, wie zum Beispiel des Dammrisses, kann auch beim Pressen auf dem Klo nicht aufgehen. Um Schmerzen zu verringern und dir den Gang auf die Toilette zu erleichtern, kannst du eine Binde von vorne gegen die Naht drücken.
Iss viele Vollkornprodukte, Obst, Gemüse und Milchprodukte und trinke viel Wasser, Tees und Säfte, um deinen Darm anzuregen. Wenn es dir trotzdem schwer fällt aufs Klo zu gehen, kannst du probieren auf natürlichem Wege nachzuhelfen.
Du kannst zum Beispiel ein bis zwei Esslöffel Leinsamen mit Joghurt oder eingeweichte Pflaumen essen. Wenn du am dritten Tag nach der Geburt immer noch Probleme mit dem Stuhlgang hast, solltest du dich von deiner Hebamme oder deinem Frauenarzt beraten lassen. Sie können dich beraten.