Prolaktin: Milchbildung anregen durch Stillen
Schon während der Schwangerschaft produziert dein Körper das Hormon Prolaktin. Es ist dafür verantwortlich, dass sich deine Brüste auf die Milchbildung vorbereiten und macht das Stillen erst möglich. Aber was ist Prolaktin genau?
Was ist Prolaktin?
Prolaktin ist ein Schwangerschaftshormon. Es wird in der Hypophyse im Gehirn produziert und ist für die Milchbildung verantwortlich. Das steckt auch schon im Namen. Denn Prolaktin kommt vom griechischen Wort „prolactis“, was „vor der Milch“ bedeutet. Es spielt sowohl in der Schwangerschaft als auch in der Stillzeit eine wichtige Rolle.
Prolaktin in der Schwangerschaft
Schon während der Schwangerschaft bereitet sich dein Körper auf das Stillen vor. In der 8. SSW beginnt dein Körper Prolaktin zu bilden. Zusammen mit den Schwangerschaftshormonen Östrogen, Progesteron und HPL, dem sogenannten Humanem Plazentalaktogen, sorgt Prolaktin dafür, dass sich dein Körper auf das Stillen vorbereitet. Die Milchdrüsen wachsen, die Brustwarzen werden dunkler und die Brüste werden besser durchblutet. Dadurch werden deine Brüste größer und empfindlicher.
Außerdem sorgt Prolaktin dafür, dass sich die Milchdrüsen ab der 16. SSW langsam mit Kolostrum, der ersten Muttermilch füllen. Bis zur Geburt verhindern allerdings die von der Plazenta gebildeten Schwangerschaftshormone Östrogen und Progesteron, dass die Milchproduktion in Gang kommt.
Prolaktin und Stillen
Sobald dein Baby und die Plazenta geboren wurden, wird das Prolaktin nicht mehr durch die Schwangerschaftshormone gehemmt. Die Milch kann fließen! Jedes Mal, wenn dein Baby an der Brustwarze saugt, werden Signale an dein Gehirn gesendet und Prolaktin und Oxytocin ausgeschüttet. Das Oxytocin sorgt dafür, dass die Milch zur Brustwarze fließt. Prolaktin hingegen ist für den Nachschub verantwortlich. Es bringt die Milchproduktion in Gang.
Je öfter und stärker dein Baby an der Brust saugt, desto mehr Milch wird produziert. Deshalb ist es besonders in den ersten Wochen wichtig, dass du dein Baby häufig anlegst. Bei jedem Saugen werden neue Prolaktinrezeptoren gebildet. Diese Rezeptoren merken, wenn dein Baby an der Brust saugt und geben ein Signal ans Gehirn weiter, dass Muttermilch an der Brust gebraucht wird.
Je mehr Rezeptoren gebildet wurden, desto mehr Milch kann produziert werden. Aber keine Angst, du kannst die Milchproduktion auch fördern, wenn du nach der Geburt nicht stillen direkt stillen kannst, weil dein Baby zum Beispiel als Frühchen geboren wurde. Pumpe die Muttermilch dann einfach ab. Auch so kannst du die Milchbildung trainieren.
Wusstest du, dass…?
Nachts ist dein Prolaktinspiegel besonders hoch
Deshalb ist es für die Milchproduktion besonders gut, wenn du nachts stillst.
Nach ein paar Wochen hat sich dein Körper an das Stillen gewöhnt. Dann ist die Milchproduktion weniger von Hormonen abhängig. Sie wird dann mehr davon beeinflusst, wie oft du dein Baby anlegst. Lege dein Baby an, wenn du das Gefühl hast, dass es hungrig ist. So werden die Milchdrüsen stimuliert. Wenn du dein Baby nicht mehr stillst, sinkt der Prolaktinspiegel stetig weiter ab. Die Milchproduktion wird immer weniger, bis du irgendwann keine Milch mehr produzierst.
Prolaktin als Verhütungsmittel
Solange du stillst verhindert das Hormon Prolaktin, dass du einen Eisprung hast. Darauf basiert die Laktationsamenorrhö-Methode, die sogenannte LAM-Regel. Sie kann unter Umständen zur Verhütung eingesetzt werden, gilt aber nicht als so sicher wie andere Verhütungsmethoden wie zum Beispiel die Pille. Die LAM-Methode kann funktionieren, wenn folgende Gegebenheiten erfüllt sind:
- Deine Menstruation hat noch nicht eingesetzt
- Dein Baby ist jünger als 6 Monate
- Du stillst dein Baby mindestens alle vier Stunden. Nachts kann der Abstand auch mal 6 Stunden betragen.
- Dein Baby wird ausschließlich gestillt. Wenn du die Muttermilch abpumpst oder durch Beikost ersetzt, ist die Methode nicht mehr wirksam.
Diese Verhütungsmethode hat einen Pearl-Index von 2. Wenn du sichergehen möchtest, dass du erstmal nicht schwanger wirst, gibt es sicherere Methoden. Denn der Eisprung kann nach einer Schwangerschaft unerwartet wieder einsetzen. Das merkst du allerdings erst zwei Wochen später, wenn du deine Periode wieder bekommst. Das heißt aber auch, dass es sein kann, dass du erst bemerkst, dass du deinen Eisprung hattest, weil du einen positiven Schwangerschaftstest in den Händen hältst.
Prolaktin erhöht, was bedeutet das?
In der Schwangerschaft und Stillzeit ist es normal, dass dein Prolaktinspiegel erhöht ist. Allerdings gibt es auch andere Ursachen, die zu einer Hyperprolaktinämie, einem erhöhten Prolaktinspiegel, führen können. Dazu gehören zum Beispiel:
- Ein Prolaktinom, ein Prolaktin-bildender Tumor
- Medikamente, wie zum Beispiel hormonelle Verhütungsmittel und Antidepressiva
- Schilddrüsenunterversorgung
- Schwere Nierenschwäche
- Bei Frauen: erhöhte männliche Sexualhormone
Dein Prolaktinwert ist erhöht, du bist aber nicht schwanger oder stillst?
Dann wird dein Arzt zusätzliche Tests anordnen, um die Ursache herauszufinden. Denn ein erhöhter Prolaktinspiegel kann deinem Kinderwunsch im Weg stehen. In diesem Fall können Medikamente den Prolaktinspiegel in der Regel auf Normalwerte absenken. Dann kannst du dich hoffentlich bald über den zweiten Strich auf dem Schwangerschaftstest freuen!