Neurodermitis Baby: Was steckt dahinter und was kannst du tun?
Bei Neurodermitis ist die Haut trocken, entzündet und juckt oft stark. Wie die Krankheit entsteht, wie du sie erkennst und wie man sie richtig behandelt, haben wir für dich zusammengestellt.
Was ist Neurodermitis?
Neurodermitis, auch atopisches Ekzem genannt, ist eine chronische, nicht ansteckende Hautkrankheit. Babys und Kleinkinder sind besonders häufig betroffen. 13 % aller Kinder leiden wenigstens zeitweise in ihrem Leben unter Neurodermitis.
Bei etwa einem Drittel verwächst sich die Krankheit im Laufe der Kindheit und bei den meisten verringern sich zumindest die Symptome. Kinder mit Neurodermitis haben aber eine höhere Wahrscheinlichkeit auch an anderen Überempfindlichkeitsreaktionen wie Heuschnupfen oder Asthma zu erkranken.
Wie entsteht Neurodermitis?
Neurodermitis entsteht durch eine verringerte Schutzfunktion der Haut und einer Überreaktion des Immunsystems auf harmlose Stoffe. Die Haut hat einen niedrigeren Harnstoffgehalt und die Talgproduktion ist verringert. Dadurch wird die Haut mit weniger Feuchtigkeit versorgt und ist dadurch trocken und rissig.
Welche Faktoren können die Entstehung von Neurodermitis begünstigen?
- Erblich bedingte Veranlagungen
- Umweltfaktoren
- Die Entwicklung unseres Immunsystems
Kann man Neurodermitis vorbeugen?
Leider gibt es nur begrenzte Möglichkeiten, wie du das Risiko auf Neurodermitis bei deinem Baby verringern kannst.
Eines der wichtigsten Dinge, die du tun kannst, ist, nicht zu rauchen. Außerdem solltest du dich in der Schwangerschaft gut und ausgewogen ernähren. Vor allem Fisch sollte regelmäßig auf deinem Speiseplan stehen.
Wenn du die Möglichkeit hast, dann solltest du dein Baby die ersten 4 Monate ausschließlich stillen. Solltest du nicht stillen können oder wollen, solltest du deinem Baby in den ersten 6 Monaten HA-Nahrung geben.
Hypoantigene oder hypoallergene Säuglingsmilch ist anders verarbeitet als herkömmliche Säuglingsnahrung. Dadurch soll sie der Entstehung von Allergien vorbeugen oder diese zumindest vermindern oder verzögern.
Wenn dein Baby mit Beikost beginnt, also frühestens nach dem 4. Lebensmonat, kannst du auch deinem Baby Fisch geben.
Wie erkennst du Neurodermitis bei Babys?
Hautveränderungen bei Babys sind in den ersten Wochen nach der Geburt keine Seltenheit. Deswegen wird Neurodermitis erst 4-6 Wochen nach der Geburt diagnostiziert.
Ausschlaggebend ist, dass die Hautauschläge und Entzündungen chronisch sind, also länger als 6 Wochen andauern und an typischen Körperstellen auftreten.
Die Symptome bei Babys können sich von denen von Kindern und Erwachsenen unterscheiden. Erstes Anzeichen für Neurodermitis kann bei Babys der Milchschorf sein. Der schuppige Hautausschlag kommt oft im Gesicht und an den Außenseiten von Armen und Beinen vor. Die Haut ist gerötet, nässt und ist mit einer schuppigen gelb-bräunlichen Kruste bedeckt.
Daraus können sich die für Neurodermitis typische Ekzeme entwickeln. Diese kommen bei Babys vor allem im Gesicht, an den Ohren, an den Armen und Beinen vor. Die Ekzeme sind oft von einem starken Juckreiz begleitet.
Durch Kratzen verschlimmert sich der Zustand der Haut. Es kann zu blutigen Stellen kommen und durch die offenen Wunden können Bakterien und Viren in die Haut eindringen und weitere Entzündungen auslösen.
Neurodermitis Therapien
Die Behandlung von Neurodermitis verfolgt zwei Ziele. Die Schutzfunktion der Haut zu stärken und Stoffe zu meiden, die einen eventuellen Schub auslösen könnten. Die Basis-Behandlung von Neurodermitis besteht deswegen aus täglichem Eincremen.
Achte bei der Creme oder Lotion darauf, dass dein Baby sie gut verträgt. Im Sommer kann die Creme wasserhaltiger sein als im Winter. Im Winter solltest du darauf achten, dass der Fettgehalt der Creme höher ist.
Der zweite Teil der Behandlung beinhaltet, eventuelle Auslöser der Schübe zu finden und zu meiden. Die Stoffe können von Neurodermitiker zu Neurodermitiker verschieden sein. Infrage kommen unter anderem:
- Lebensmittelunverträglichkeiten
- Stoffe in Seifen, Waschmitteln, Weichspülern
- Hausstaubmilben, Pollen und Tierhaare (vor allem Katzenhaare)
- psychische Belastung, Stress oder Aufregung
Es ist gut, potenzielle Auslöser zu kennen und sie zu beobachten. So kannst du feststellen, ob es Zusammenhänge gibt. Es ist allerdings nicht nötig, eine präventive Neurodermitis Diät zu machen, wie es früher empfohlen wurde.
Bei starken Ekzemen verschreibt der Arzt eine Salbe mit einem kräftigeren Wirkstoff, wie zum Beispiel Kortison. Dieser kann die Entzündungen der Haut lindern.
Psychische Herausforderungen bei Neurodermitis
Wenn dein Baby Neurodermitis hat, ist das für dein Baby und euch als Eltern herausfordernd. Bei einem Schub mit starkem Juckreiz und heftigem Kratzen kommt auch der Schlaf der Kinder und Eltern oft zu kurz. Schlafmangel, Unruhe und Spannung sind die Folge.
Zusätzlich erfordert der Umgang mit Neurodermitis viel Zeit und Geduld. Es ist nicht einfach, die richtige Creme, den passenden Arzt oder potenzielle Auslöser zu finden. Außerdem können Schübe unvorhergesehen ausbrechen.
Etwas, was für einige Monate funktioniert, funktioniert plötzlich nicht mehr und ein neuer Schub kommt, obwohl man alles „richtig“ macht. Das kann sowohl bei Kindern als auch bei den Eltern zu Gefühlen der Macht- und Hilflosigkeit führen.
All diese Faktoren tragen dazu bei, dass Neurodermitis oft mit einem mehr oder weniger stark ausgeprägtem Leidensdruck einhergeht. Dieser kann die Lebensqualität von Kindern und Eltern belasten.
Zu lernen, wie man mit Leidensdruck, Stress und Anspannung umgeht, ist daher auch ein wichtiger Teil der Neurodermitis Therapie. Was du für dein Kind tun kannst, ist ihm Mut und Kraft zuzusprechen.
Gerade, weil Neurodermitis oft mit Hilf- und Machtlosigkeit verbunden ist, hilft es, den Blick auf Positives zu lenken. Es ist gut, nicht nur der Krankheit Zeit und Aufmerksamkeit zu schenken, sondern auch den Bereichen, in denen sich dein Kind als stark und selbstbewusst erleben kann.
Tipp: Es gibt mittlerweile viele Neurodermitis Schulungskurse für Eltern, in denen man viel über die Krankheit erfährt und sich mit anderen über Therapien und Herausforderungen austauschen kann.
Neurodermitis Pflegetipps
- Nicht zu oft Baden: Wasser trocknet die Haut aus, deswegen solltest du dein Baby nicht zu oft und nicht zu lange baden. Außerdem sollte das Wasser nicht zu heiß sein, auch das trocknet zusätzlich aus. Öle und rückfettende Badezusätze können dem Austrocknen vorbeugen und pflegen die Haut deines Babys. Sobald dein Baby alt genug ist, kannst du es auch duschen.
- Richtige Kleidung tragen: Die Kleidung deines Babys sollte nicht zu warm und eng sein und die Haut nicht reizen. Am besten ist es, Baumwolle zu verwenden, da dein Baby auf andere Stoffe empfindlich reagieren kann. Außerdem sollte Kleidung vor dem ersten Tragen mehrmals gewaschen werden.
- Schwitzen vermeiden: Schweiß reizt die Haut und führt zu Juckreiz. Deswegen solltest du darauf achten, dass es deinem Baby nicht zu warm wird. Helle, luftige Kleidung eignet sich meistens gut und kann Schwitzen verringern.
- Eincremen spielerisch gestalten: Wie bereits erwähnt, gehört Eincremen zur Basistherapie. Wenn dein Baby sich ungern eincremen lässt, kannst du versuchen, es interessanter zu machen. Du kannst Eincremen mit einer kleinen Massage verbinden oder Bilder und Buchstaben mit der Creme auf die Haut malen. Du kannst auch versuchen, deinem Baby zu erklären, was passiert, wie zum Beispiel „Deine Haut hat Durst und muss etwas trinken, komm, wir schauen, wie schnell sie die Creme „wegtrinkt“. Dann könnt ihr zusammen beobachten wie schnell die Creme in die Haut einzieht.
- Mit Juckreiz umgehen lernen: Wenn sich dein Baby in der Nacht blutig kratzt, kannst du ihm versuchen, Baumwollhandschuhen anzuziehen. Es gibt auch spezielle Neurodermitis Overalls, die verhindern sollen, dass sich dein Baby kratzt. Außerdem solltest du die Nägel deines Babys kurz halten. Darüber hinaus kann es den Juckreiz lindern, die juckende Stellen zu streicheln oder zu sanft zu klopfen. Bei älteren Kindern eignen sich Kratzklötzchen. Zusätzlich hilft Kälte gegen Juckreiz. Das kannst du dir zunutze machen, indem du eine Creme in den Kühlschrank stellst. Die Kälte beim Eincremen wirkt beruhigend auf die Haut.