U1: Was wird während der ersten U-Untersuchung gemacht?
Direkt nach der Geburt untersucht ein Frauenarzt oder Hebamme dein Baby. Bei der U1 geht es vor allem darum, ob dein Baby die Geburt gut überstanden hat oder sofort behandelt werden muss. Wir haben für dich zusammengefasst, auf was die Ärzte und Hebammen bei der U1 achten.
Wann findet die U1 statt?
Die U1 findet in den ersten Stunden nach der Geburt statt. Für die ersten Untersuchungen kann dein Baby auf deiner Brust liegen bleiben, während die Hebamme oder der Kinderarzt den Apgar-Score bestimmt. Nachdem du ausgiebig mit deinem Baby gekuschelt hast, wird dein Baby gewogen und die Größe und der Kopfumfang vermessen.
Wusstest du, dass...?
Babys in Deutschland wiegen bei der Geburt etwa 3.575 Gramm
Deutsche Babys liegen im internationalen Vergleich ganz oben. Im Schnitt sind nur Norwegische Babys bei der Geburt schwerer.
Welche Untersuchungen werden während der U1 gemacht?
Zur U1 gehört eine ganze Reihe an Untersuchungen. Mithilfe dieser Untersuchungen soll sichergestellt werden, dass es deinem Baby nach der Geburt gut geht und mögliche Probleme so früh wie möglich erkannt und behandelt werden. Im Rahmen der U1 werden folgende Untersuchungen durchgeführt:
- Apgar-Score
- Untersuchung des pH-Werts der Nabelschnur
- Kontrolle auf äußerliche Fehlbildungen
- Vitamin-K Prophylaxe
Neben all den Untersuchungen, gehört zur U1 auch die Beratung rund um die Ernährung deines Babys. Du wirst fachkundig beraten und die Hebamme oder Stillberaterin zeigt dir, wie du dein Baby stillst oder deinem Schatz die Flasche gibst.
Apgar-Score
Die erste Untersuchung nach der Geburt ist der sogenannte Apgar-Score, auch Apgar-Wert genannt. Um den Apgar-Wert zu bestimmen, werden direkt nach der Geburt die folgenden fünf Kriterien überprüft, um den Allgemeinzustand deines Babys zu bewerten:
- Aussehen
- Pulsfrequenz
- Grundspannung der Muskeln
- Atmung
- Reflexe
Der Apgar-Test wird eine, fünf und zehn Minuten nach der Geburt durchgeführt. Währenddessen liegt dein Baby auf deinem Bauch. Du kannst dein kleines Wunder also ausgiebig bewundern, kuscheln und kennenlernen. Die Ergebnisse des Tests werden nicht nur in den Mutterpass, sondern auch in das gelbe U-Heft eingetragen. Denn der Apgar-Score ist Teil der U-Untersuchungen.
pH-Wert der Nabelschnur
Der pH-Wert der Nabelschnur verrät, ob dein Baby während der Geburt genügend Sauerstoff hatte. Deshalb wird nach der Geburt Nabelschnurblut entnommen und dessen pH-Wert bestimmt.
Wusstest du, dass...?
Nabelschnurblut kannst du spenden oder einlagern lassen
Im Nabelschnurblut befinden sich Stammzellen. Sie können zur Behandlung von 80 unterschiedlichen Erkrankungen eingesetzt werden.
Vitamin-K-Prophylaxe
Neugeborene Babys haben nach der Geburt oft einen Vitamin-K-Mangel. Das kann zu gefährlich Hirnblutungen führen. Denn Vitamin-K ist wichtig für die Blutgerinnung. Um diese bedrohlichen Blutungen zu vermeiden, bekommen Babys nach der Geburt in der Regel eine Dosis von 2 Milligramm Vitamin-K-Tropfen.
Um den Vitamin-K-Speicher deines Babys zu füllen, werden zwei weitere Dosen im Rahmen der U2 und der U3 empfohlen.
Weitere Untersuchungen nach der Geburt
In den ersten drei Tagen nach der Geburt werden außerdem die folgenden Untersuchungen empfohlen:
- Erweitertes Neugeborenen-Screening
- Pulsoxymeter-Screening auf angeborene Herzfehler
- Mukoviszidose-Screening
- Neugeborenen-Hörscreening
Diese Untersuchungen sind freiwillig. Ob du diese Untersuchungen durchführen lassen möchtest oder nicht, kannst du selbst bestimmen. Die Ärzte werden dich im Krankenhaus über die Behandlungen informieren und beraten.
Das erweiterte Neugeborenen-Screening
Beim erweiterten Neugeborenen-Screening wird das Blut deines Babys auf verschiedene Stoffwechselerkrankungen untersucht. Das sollte zwischen der 36. und 72. Lebensstunde deines Babys stattfinden. Dazu werden wenige Tropfen Blut aus der Verse deines Babys entnommen und auf eine Filterpapierkarte getropft. Sobald das Blut getrocknet ist, wird die Karte zur Untersuchung in ein Labor geschickt.
Dort wird das Blut deines Babys auf verschiedene Stoffwechselerkrankungen getestet. Bei etwa einem von 1000 Neugeborenen, wird dadurch eine Stoffwechselerkrankung gefunden. Die meisten Stoffwechselerkrankungen können nicht geheilt werden. Durch eine frühe Behandlung können aber Auswirkungen von Stoffwechselstörungen, wie geistige und körperliche Entwicklungsstörungen, im besten Fall verhindert, oder zumindest vermindert werden.
Test auf angeborene Herzfehler mittels Pulsoxymeter
Beim Pulsoxymeter-Screening wird der Sauerstoffgehalt im Blut mithilfe eines Lichtsensors bestimmt. Wenn zu wenig Sauerstoff im Blut deines Babys ist, kann das auf einen Herzfehler hindeuten. Die Untersuchung tut nicht weh und dauert nur einige wenige Sekunden. Das Pulsoxymeter-Screening sollte zwischen der 24. und 48. Lebensstunde stattfinden.
Für die Untersuchung wird deinem Baby ein Lichtsensor angelegt, der sofort das Ergebnis anzeigt:
- Liegt der Sauerstoffgehalt im Blut über 96 %, ist das Ergebnis unauffällig und es liegt wahrscheinlich kein Herzfehler vor.
- Wenn der Sauerstoffgehalt zwischen 90 % und 96 % liegt, wird die Messung innerhalb von zwei Stunden wiederholt. Liegt der Wert auch bei der zweiten Messung unter 96 %, wird dein Baby direkt mit einem Herzultraschall untersucht. Außerdem bekommt dein Baby dann eventuell Medikamente, um sicherzustellen, dass es genügend Sauerstoff bekommt.
- Liegt der Wert unter 90 %, wird dein Baby sofort weiter untersucht und notwendige Behandlungen eingeleitet.
Test auf Mukoviszidose
Das Mukoviszidose-Screening wird oft zusammen mit dem erweiterten Neugeborenen-Screening durchgeführt. Das heißt, dass aus der gleichen Blutprobe direkt auch auf Mukoviszidose getestet wird. Deinem Baby wird also nicht unnötig oft Blut abgenommen.
Mukoviszidose ist eine seltene Stoffwechselstörung. Sie stört die Bildung verschiedener Körperflüssigkeiten und verursacht zähe Schleimbildung. Dadurch können Betroffene zum Beispiel Atemprobleme, Reizhusten und Verdauungsstörungen entwickeln. Leider ist diese Stoffwechselstörung nicht heilbar. Je früher Mukoviszidose entdeckt und behandelt wird, desto besser. So kann dein Baby ein möglichst normales Leben führen.
Neugeborenen-Hörscreening
Das Neugeborenen-Hörscreening sollte bis zur 72. Lebensstunde stattfinden. Mithilfe des Neugeborenen-Hörscreenings können Hörstörungen so früh wie möglich erkannt werden. Sollten die Ärzte eine Hörstörung bei deinem Baby feststellen, ist diese leider nicht heilbar. Sie kann aber gut mit einem Hörgerät, einer Operation am Innenohr oder einer elektronischen Innenohr-Prothese behandelt werden. So kann sich dein Baby normal weiter entwickeln.
Beim Neugeborenen-Hörscreening werden zwei verschiedene Verfahren angewendet. Die otoakustische Emission, kurz OAE, und die Hirnstammaudiometrie.
Otoakustische Emission
Bei dieser Untersuchung wird deinem Baby eine kleine Sonde in den äußeren Gehörgang eingeführt. Diese Sonde sendet ein leises „Klick“-Geräusche in Richtung des Innenohrs aus. Im Innenohr treffen die Geräusche auf die Hörschnecke und werden reflektiert. Sie reisen also wieder zurück zur Sonde, wo sie aufgezeichnet werden. Die Sonde misst, wie stark die reflektierten Geräusche sind. So kann der Kinderarzt feststellen, ob das Ohr deines Babys die Schallwellen richtig transportiert und dein Baby gut hört.
Bei der otoakustischen Emission muss dein Baby nicht mitarbeiten. Die Untersuchung wird deshalb durchgeführt, wenn dein Baby schläft. Denn dann ist dein Baby am ruhigsten und es gibt wenig Störgeräusche.
Hirnstammaudiometrie
Bei der Hirnstammaudiometrie wird untersucht, ob die Übertragung der Schallsignale ins Gehirn richtig funktioniert. Dazu bekommt dein Baby Elektroden auf den Kopf geklebt. Diese Elektroden messen, ob die über die Sonde ausgesendeten Geräusche als elektrische Impulse vom Innenohr an das Gehirn weitergeleitet werden.
Auch diese Untersuchung wird durchgeführt, wenn dein Baby schläft. Denn wenn dein Baby schläft, ist es ruhig und das Gehirn produziert weniger elektrische Impulse, die die Messung stören könnten.
Die nächsten U-Untersuchungen
Die U-Untersuchungen sollten in einem bestimmten Zeitraum stattfinden, damit der Kinderarzt die altersgerechte Entwicklung deines Babys beobachten kann. In diesen Zeiträumen sollten die nächsten U-Untersuchungen stattfinden: