Sprachentwicklung im Bauch: Was dein Baby im Bauch hört und lernt
Ab wann kann dein Baby im Bauch hören? Erkennt es Lieder, die es im Bauch gehört hat, nach der Geburt wieder? Und kann es zwischen verschiedenen Sprachen unterscheiden? Wissenschaftler stellen sich schon seit einiger Zeit diese Fragen. In diesem Artikel gehen wir ihnen auf den Grund.
Ab wann hört dein Baby im Bauch?
Im 5. Schwangerschaftsmonat bildet sich das Innenohr deines Babys so weit aus, dass es erste Geräusche hören kann. Zunächst wird es vor allem die Geräusche um sich herum wahrnehmen: Deinen Herzschlag, deine Atmung und den Klang und die Melodie deiner Stimme.
Andere Stimmen und Geräusche dringen nur leise und dumpf von außen zu deinem Baby durch. Denn die Gebärmutter und das Fruchtwasser bilden einen natürlichen Dämmschutz für dein Baby.
Dein Baby erkennt deine Stimme
Im dritten Trimester ist das Gehör deines Babys bereits gut ausgebildet. Dein Baby lauscht fleißig deiner Stimme und den Geräuschen um sich herum.
Es hört deiner Stimme zu und verinnerlicht sie. Wissenschaftler haben festgestellt, dass Babys die Stimme ihrer Mutter nach der Geburt von anderen Stimmen unterscheiden können. Sie erkennen sie aber nicht nur wieder, sondern hören die Stimme ihrer Mutter von allen Stimmen am liebsten.
Es lohnt sich also schon in der Schwangerschaft mit deinem Baby zu reden. Es hört deine Stimme nicht nur besonders gern, sondern prägt sie sich auch gut ein.
Dein Baby erkennt Sprache gegenüber anderen Geräuschen
Eine Frage, die Wissenschaftlern schon seit Jahren auf den Nägeln brennt, ist, ob Babys eine Vorliebe für Sprache haben. Das heißt, ob sie Sprache anderen Geräuschen vorziehen.
Das hört sich nach einer banalen Frage an. Sie hat aber eine große Bedeutung für Biologen, Psychologen und Sprachwissenschaftler. Denn noch ist es ein großes Rätsel, wie Sprache überhaupt entstanden ist.
Die menschliche Sprache ist einzigartig und unterscheidet sich von der Tiersprache. Manche gehen sogar so weit zu sagen, dass nur die Sprache uns von der Tierwelt abhebt.
Werden wir also mit einer speziellen „Sprachantenne“ geboren, mit der wir Sprache empfangen und lernen? Oder lernen wir alles, was wir über Sprache wissen durch Erfahrung? Diese Frage stellen wir uns bei Kindern oft: Was ist angeboren und was ist anerzogen?
Tatsächlich scheint es so, als haben Menschen eine Art angeborene „Sprachantenne“, mit der Sprache empfangen wird. Denn neugeborene Babys reagieren auf Sprache anders als auf andere Geräusche. In Studien hat man Babys die Wahl gegeben, sie konnten durch bestimmtes Verhalten entweder einen sprachlichen Laut oder ein anderes Geräusch hervorrufen. Babys haben sich für die Sprache entschieden.
Schreien in der Muttersprache: Der Unterschied zwischen französischen und deutschen Babys
Genauso wie Babys die Stimme ihrer Mutter verinnerlichen, verinnerlichen sie auch ihre Sprache. In Würzburg haben Wissenschaftler das Weinen von französischen und deutschen Babys miteinander verglichen und festgestellt, dass die beiden Gruppen unterschiedliche „Schrei-Melodien“ haben.
Sie vermuten, dass Babys die Melodie ihrer Muttersprache schon beim Schreien nachahmen, um die Aufmerksamkeit der Mutter auf sich zu lenken. Dein Baby hat dir also so gut zugehört, dass es die Sprachmelodie deiner Sprache verinnerlicht hat und sie unbewusst nachahmt.
Lieder Schwangerschaft: Kann dein Baby Musik wiedererkennen?
Musik hat einen großen Einfluss auf uns. Sie beeinflusst unsere Gefühle, Gedanken und Stimmung. Immer mehr Studien kommen zum Vorschein, die zeigen, wie groß die Wirkung von Musik auf uns und unser Gehirn ist.
Musiktherapie zum Beispiel ist etwas, das immer mehr erforscht und eingesetzt wird. In dem Zusammenhang ist es auch interessant zu untersuchen, wie Musik die Entwicklung von Babys beeinflusst.
In Finnland wurden Studien mit neugeborenen Babys durchgeführt. Wissenschaftler wollten feststellen, ob Babys Musik, die sie im Bauch gehört haben, nach der Geburt wiedererkennen. Und tatsächlich konnten sie genau das beobachten. Babys, die eine bestimmte Melodie während der Schwangerschaft oft gehört haben, haben diese nach der Geburt wiedererkannt.
Es wird sogar vermutet, dass die bekannte Melodie eine beruhigende Wirkung auf das Baby nach der Geburt hat. Diese Vermutung könntest du auch zuhause testen. Es kann ein schönes Abendritual sein, deinem Baby dein Lieblingslied während der Schwangerschaft immer wieder vorzuspielen. Und wer weiß, vielleicht kann dieses Lied dein Baby nach der Geburt tatsächlich beruhigen, wenn es unzufrieden ist.
Aber Musik beeinflusst nicht nur dein Baby, sondern vor allem dich. Musik hilft uns zu entspannen. Immer wieder die Füße hochzulegen und dein Lieblingslied anzuhören, ist also in jedem Fall eine gute Idee. Und wenn du entspannt bist, ist es dein Baby meistens auch.