Sprachentwicklung Kinder: Was lernt dein Baby im ersten Lebensjahr?
Dein Baby durchläuft im ersten Lebensjahr wichtige Phasen der Sprachentwicklung. Vom ersten Schrei bis zum ersten Wort gibt es viel zu lernen. Hier erfährst du, welche Etappen dein Baby auf dem Weg zurücklegt und wie du es bei der Sprachentwicklung unterstützen kannst.
Wieso ist Sprache wichtig für dein Baby?
Die Sprache ist die Tür zum menschlichen Miteinander. Oder in den Worten des bekannten Philosophen Wilhelm von Humboldt ausgedrückt: Die Sprache ist der Schlüssel zur Welt. Sprache verstehen und benutzen zu können, ist also ein wichtiger Bestandteil in der sozialen, emotionalen und kognitiven Entwicklung deines Babys.
Im 1. Lebensjahr wird die Grundlage für die Sprachentwicklung gelegt. Dein Baby lernt, wie Sprache funktioniert und wie man sich mit Sprache verständigen kann.
Jedes Baby erlernt die Sprache unterschiedlich schnell
Jedes Baby entwickelt sich anders und hat ein eigenes Lerntempo. Die einen lernen schneller, die anderen langsamer. Es gibt große Unterschiede und daher sind die unten angegebenen Altersangaben nur zur Orientierung gedacht. Es ist vollkommen normal, wenn dein Baby ein wenig von den Angaben abweicht.
Auch die Sprechphasen selbst sind nicht streng voneinander getrennt. Viel mehr überschneiden sie sich oder gehen fließend ineinander über.
Sprachentwicklung 0-3 Monate: Schreien
In den ersten Wochen kommuniziert dein Baby hauptsächlich durch Schreien. Es weint, wenn es Hunger hat, wenn es zu warm oder kalt ist oder wenn es sich einfach unzufrieden fühlt.
Im 2. Lebensmonat lächelt dein Baby das erste Mal bewusst. Dieses Lächeln wird auch soziales Lächeln genannt. Es gehört zu den ersten kommunikativen Meilensteinen. Denn jetzt kann dein Baby dir zeigen, dass es sich freut. Es lächelt dich an, wenn du es ansprichst. Es freut sich über deine Aufmerksamkeit und Stimme und fängt bewusster an, Blickkontakt aufzunehmen.
Wie kannst du dein Baby bei der Sprachentwicklung unterstützen?
Wahrscheinlich unterstützt du die Sprachentwicklung deines Babys ganz intuitiv, indem du auf die Bedürfnisse deines Babys eingehst. Es wurde beobachtet, dass Eltern zum Beispiel ihre Sprachmelodie an die Stimmung ihres Babys anpassen.
Die Melodie der Stimme hebt sich, wenn das Baby wach und aufmerksam ist. Und Eltern reden langsamer wenn das Baby müde ist. So entsteht die erste Verbindung zwischen Sprache und den Bedürfnissen und Empfindungen deines Babys.
Sprachentwicklung 3-6 Monate: Laute
Etwa im 3. Lebensmonat fängt dein Baby an, die eigene Stimme zu erkunden. Die ersten Laute entstehen spontan und unbewusst und klingen wie ein Gurren. Dein Baby interessiert sich jetzt für die Stimme und die Mund- und Zungenmuskeln. Es probiert aus, was es damit alles machen kann: Wie fühlt sich Spucke oder die Zunge am Gaumen an? Das alles ist für dein Baby spannend. Diese Phase wird 1. Lallphase genannt.
Die 1. Lallphase ist im Gegensatz zur 2. Lallphase für alle Babys auf der Welt gleich. Egal, in welcher Sprache oder Kultur sie aufwachsen. Auch taubgeborene Babys brabbeln und lallen in den ersten Monaten.
Beim Experimentieren wird dir dein Baby eine breite Palette von Lauten präsentieren: Gurren, Juchzen, Quietschen und Lallen.
Wie kannst du dein Baby bei der Sprachentwicklung unterstützen?
Wahrscheinlich teilst du die Begeisterung für die Stimme deines Babys und freust dich über die verschiedenen Laute, die dein Baby macht. Das ist auch das Beste, was du tun kannst, um dein Baby in der Sprachentwicklung zu unterstützen.
Dein Baby wird es lieben, wenn du mit ihm sprichst und spielst. Dadurch beginnt dein Baby langsam zu verstehen, dass Lippenbewegungen und Laute zusammenhängen. Auch Blickkontakt, Gestik und Mimik spielen eine wichtige Rolle beim Sprechen lernen.
Sprachentwicklung 6-9 Monate: Brabbeln
Zwischen dem 6. und 9. Monat wird die Sprache, die in der Umgebung deines Babys gesprochen wird, immer wichtiger. Dein Baby greift die Laute der Muttersprache immer mehr auf und versucht sie nachzuahmen. Die 2. Lallphase beginnt. Bei taubgeborenen Babys wird das Brabbeln jetzt weniger.
Dein Baby entwickelt immer mehr Kontrolle über die Stimme und kann gezielter Sprachlaute wiederholen. Es beginnt mit den ersten Silben und Silbenketten wie zum Beispiel: „ba-ba-ba“ oder „lu-lu“. Deinem Baby macht es Spaß, alles zu wiederholen, was es um sich herum hört. Daher kann das Plappern ein bisschen wie echte Wörter und Sätze klingen.
In dieser Zeit erweitert sich auch das Sprachverständnis deines Babys. Es kann sein, dass es damit beginnt, erste Wörter mit bestimmten Gegenständen oder Personen zu verknüpfen.
Wie kannst du dein Baby bei der Sprachentwicklung unterstützen?
Dein Baby hat weiterhin viel Freude daran, mit dir zu sprechen und zu spielen, insbesondere liebt es Brabbel- Gespräche. Du kannst die Laute, die dein Baby spricht, wiederholen und versuchen, sie leicht abzuwandeln. Meistens hat dein Baby viel Freude daran, dich nachzuahmen und die neuen Abwandlungen auszuprobieren.
In diesem Alter wird dein Baby auch viel Freude an Lieder, Reimen und Fingerspielen haben. Sie machen nicht nur Spaß, sondern fördern auch das Gefühl für den Rhythmus und die Melodie der eigenen Sprache.
Sprachentwicklung 9-12 Monate: Die ersten Worte
Irgendwann um den 1. Geburtstag herum, wird dein Baby wahrscheinlich das erste Wort sprechen. Auch bei den ersten Wörtern gibt es allerdings große Unterschiede. Manche Babys sprechen ihr erstes Wort bereits mit 9 Monaten, andere erst mit 15 Monaten.
Wusstes du…
…dass Babys oft einen Schwerpunkt legen: Entweder sie Sprechen oder sie Laufen. Die einen beginnen erst mit dem Sprechen und danach erst mit dem Laufen. Die anderen fangen erst an zu Laufen und beginnen erst danach mit dem Sprechen.
Die ersten Worte sind meistens einfach Worte wie „Mama“, „Papa“ oder „Wau-wau“. Babys vereinfachen und verkürzen die Wörter stark. „Ato“ für „Auto“, „sasse“ für „Flasche“, „ham-ham“ für „Essen“ und so weiter. Das liegt daran, dass manche Sprachlaute für dein Baby einfacher auszusprechen sind als andere.
Eine weitere Herausforderung für dein Baby ist es herauszufinden, was die Bedeutung eines Wortes ist. Wenn du einen Hund siehst, darauf zeigst und „Hund“ sagst, ist es für dein Baby nicht sofort klar, was genau „Hund“ ist. Es könnte zum Beispiel denken, dass ein Hund ein Tier mit 4 Beinen ist. Dann ist auch eine Kuh, Katze oder ein Pferd ein „Hund“.
Es ist also normal, wenn dein Baby ein bisschen Zeit braucht, um herauszufinden, was sich hinter welchem Wort verbirgt.
Wie kannst du dein Baby bei der Sprachentwicklung unterstützen?
In diesem Alter lieben Babys Such- und Benennspiele, wie zum Beispiel „Wo ist die Nase?“ „Wo ist das Auto“ oder auch wenn du auf Gegenstände zeigst und fragst „Was ist das?“.
Bilderbücher sind perfekt, um neue Wörter zu lernen. Beim Bilderbuch anschauen, können Babys auf Bilder zeigen, Gegenstände suchen und alles Mögliche über die Welt lernen. Dabei erweitert sich ihr Wortschatz ganz von selbst.
Wie sinnvoll ist es mit deinem Baby in Babysprache zu sprechen?
Unter Babysprache oder Ammensprache versteht man die Merkmale, die wir als Erwachsene benutzen, wenn wir mit Babys sprechen. Unsere Stimme ist höher und melodischer und wir verwenden viele einfache Silben und Lautmalereien, wie zum Beispiel „Wau-Wau“ für „Hund“. Wir sprechen langsamer und deutlicher, wiederholen Wörter öfter und betonen besonders die Vokale.
Außerdem ist unsere Mimik, Aussprache und Gestik oft ausdrucksstärker, wenn wir mit Babys sprechen. Das kann man überall auf der Welt beobachten.
Lange galt der Rat, mit Babys nicht in Babysprache zu sprechen. Man ging davon aus, dass Babys so nicht genug von der „echten“ Sprache hören. Was daran stimmt, ist, dass dein Baby nur ein Verständnis für die Sprache entwickeln kann, wenn es sie auch viel hört. Es ist gut für dein Baby, viele verschiedene Wörter und ganze Sätze zu hören. Du kannst zum Beispiel den Alltag kommentieren und deinem Baby Geschichten vorlesen, auch wenn es noch nicht viel davon versteht.
Allerdings ist der Rat, keine Babysprache zu benutzen, veraltet. Es wurden Studien zu dem Thema durchgeführt und es konnte festgestellt werden, dass Babysprache die Sprachentwicklung von Babys fördert. Die Merkmale der Babysprache tragen dazu bei, dass Babys Sprache gut verstehen und lernen können.
Eine andere Beobachtung, die man gemacht hat, ist, dass Eltern normalerweise intuitiv so mit ihren Babys sprechen, dass sie die Sprachentwicklung fördern. Je nach dem in welcher Sprechphase sich das Baby gerade befindet, passen Eltern ihre Art zu Sprechen an die Entwicklung des Babys an.
Beispielsweise wird die Stimme der Eltern wieder tiefer, wenn das Baby anfängt, die ersten Wörter zu sprechen. Außerdem benutzen Eltern mit steigendem Wortschatz des Babys zunehmend die richtigen Wörter für Personen und Dinge. Wenn ein Baby zum Beispiel auf einen Hund zeigt und „Wau-wau“ sagt, dann antwortet die Mama erfreut „Ja, das ist ein Hund, der macht wau– wau.“ So hört das Baby das richtige Wort immer öfter und langsam wird aus dem „Wau – wau“ der „Hund“.
Der beste Rat ist also, auf die Bedürfnisse deines Babys einzugehen, es mit in den Alltag einzubeziehen und gemeinsam mit deinem Baby Spaß an der Sprache und am Sprechen und Spielen zu haben. Alles andere kommt meistens von selbst.
Wann spricht man von verzögerter Sprachentwicklung?
Wie schon erwähnt, entwickelt sich jedes Baby anders. Es ist kein Grund zur Sorge, wenn die ein- oder andere Phase später einsetzt.
Es gibt allerdings ein paar Anzeichen, bei denen es wichtig ist, zu handeln. Wenn du dir Sorgen machst und eines oder mehrere Anzeichen bei deinem Baby zutreffen, ist es gut einen Termin beim Kinderarzt zu machen.
- Reagiert nicht auf Geräusche: Dein Baby reagiert nicht auf Geräusche. Es dreht zum Beispiel nicht den Kopf, wenn ein lautes Geräusch erklingt.
- Fehlendes Interesse an der Umwelt: Dein Baby hat wenig Interesse an der Umwelt oder zeigt wenig Reaktion auf Ansprache, beispielsweise fehlt der Blickkontakt.
- Keine Silbenketten bis zum 10. Monat: Wenn dein Baby bis zum 10. Monat keine Silbenketten, wie beispielsweise „ma-ma-ma“ produziert.
- Kein Zeigen mit dem Zeigefinger bis zum 12. Monat: Wenn dein Baby bis zum 12. Monat nicht mit dem Zeigefinger zeigt.