Ein neugeborenes Baby kommt zur Welt mit der Nabelschnur über der Schulter.

Durch die Nabelschnur wird dein Baby bis zur Geburt mit allem versorgt, was es nötig hat, um sich gut zu entwickeln. Nach der Geburt wird diese Verbindung allerdings überflüssig und dein Baby kann abgenabelt werden. Aber wie funktioniert das eigentlich und was passiert nach der Geburt mit der Nabelschnur und dem Bauchnabel?

Wie ist die Nabelschnur aufgebaut?

Die Nabelschnur ist etwa 50 bis 60 Zentimeter lang und 1,5 bis 2 Zentimeter dick. In ihrem inneren verläuft die Nabelschnurvene, die sauerstoffreiches Blut zu deinem Baby transportiert und zwei Nabelschnurarterien, die das sauerstoffarme Blut zurück zur Plazenta bringen.

Die drei Blutgefäße sind spiralförmig ineinander verschlungen und von einer gelartigen Schutzschicht umgeben. Das schützt die Nabelschnur vor Druck und sie knickt nicht so einfach ab: So kannst du dir sicher sein, dass dein Baby immer genug Sauerstoff bekommt.

Funktion der Nabelschnur

Zusammen mit der Plazenta ist die Nabelschnur für die Versorgung deines Babys zuständig. In der Schwangerschaft holt die Plazenta Sauerstoff und Nährstoffe aus deinem Blut und transportiert sie über die Nabelschnur zu deinem Baby. Außerdem werden Abfallstoffe von deinem Baby über die Nabelschnur zurück zur Plazenta gebracht und von deinem Körper abgebaut.

Gegen Ende deiner Schwangerschaft gibt die Plazenta über die Nabelschnur Antikörper an dein Baby ab. Durch diese Antikörper ist das Immunsystem deines Babys in den ersten drei Monaten gegen viele Krankheitserreger gewappnet.

Infographik einer Nabelschnur in der Gebärmutter.

Dein Baby abnabeln

Nach der Geburt entwickelt dein Baby einen eigenen Blutkreislauf und die Verbindung zur Plazenta wird überflüssig. Das heißt, dass die Verbindung über die Nabelschnur nach der Geburt getrennt werden kann. Diesen Vorgang nennt man Abnabeln. Dein Baby wird normalerweise abgenabelt, sobald das Blut in der Nabelschnur aufgehört hat zu pulsieren.

Das ist in der Regel 5 bis 10 Minuten nach der Geburt der Fall. Dazu wird die Nabelschnur an zwei Stellen abgeklemmt und es folgt die große Stunde deines Partners. Oft darf der Partner entscheiden, ob er oder sie die Nabelschnur selbst durchschneiden möchte oder diese Aufgabe lieber der Hebamme überlässt.

Wann genau ein Baby abgenabelt wird, sollte individuell entschieden werden und sich daran orientieren, wie stabil der Kreislauf deines Schatzes ist.

  • Frühes Abnabeln: Bei einem Notfall kann es sein, dass dein Baby sofort abgenabelt wird. Zum Beispiel, wenn die Nabelschnur um den Hals deines Schatzes liegt oder dein Baby als Frühchen zur Welt kommt und schnell versorgt werden muss.
  • Spätes Abnabeln: In der Regel wird dein Baby erst abgenabelt, wenn sich der Kreislauf deines Babys stabilisiert hat und die Nabelschnur nicht mehr pulsiert. In dieser Zeit fließt das Blut aus der Nabelschnur zurück in den Körper deines Babys. Dadurch ist unter anderem das Blutvolumen deines Babys höher, es hat mehr Sauerstoff im Blut und eine bessere Eisenversorgung. Außerdem löst sich die Plazenta einfacher von der Gebärmutter.
  • Lotusgeburt: Bei einer Lotusgeburt wird die Nabelschnur nicht durchtrennt. Dein Baby bleibt also mit der Plazenta verbunden, bis die Nabelschnur zwischen dem 5. und 10. Tag nach der Geburt von selbst abfällt. Reibe die Plazenta in dieser Zeit täglich mit Salz, ätherischen Ölen und Kräutern ein. Das beschleunigt den Trocknungsprozess und verhindert, dass das Gewebe beginnt zu faulen.

Nabelschnurblut spenden

Grundsätzlich kannst du dich immer dazu entscheiden, das Nabelschnurblut nach der Geburt zu spenden. Allerdings ist die Entnahme des Nabelschnurbluts nur in bestimmten Entnahmekliniken möglich. So wird die Qualität der Stammzellen gesichert. Wenn du dich dazu entscheidest, das Nabelschnurblut zu spenden, entnimmt ein Arzt der durchtrennten Nabelschnur etwa 57 Milliliter Blut. Das Blut wird aufbereitet und die gewonnenen Stammzellen in einer Stammzellbank eingelagert.

Mit der Spende hast du keinen Anspruch darauf, die Stammzellen selbst zu nutzen. Du hast ein Familienmitglied, das auf eine Stammzellenspende wartet? Dann kannst du das Nabelschnurblut als „gerichtete Spende“ abgeben. Dann dürfen die gewonnenen Stammzellen nur für ein erkranktes Geschwisterkind oder ein Familienmitglied ersten Grades genutzt werden.

Stammzellen aus der Nabelschnur

Die Nabelschnur und die Plazenta werden nach der Geburt normalerweise entsorgt, da sie ihre Aufgabe erfüllt haben. Das Nabelschnurblut ist medizinisch allerdings sehr wertvoll. Denn aus dem Nabelschnurblut können Stammzellen gewonnen werden. Diese Stammzellen sind wahre Wunder der Natur. Sie sind noch nicht voll ausgereift und können sich in unterschiedliche Blutzelltypen weiter entwickeln. So können sie Patienten mit Leukämie oder anderen Erkrankungen des blutbildenden Systems das Leben retten.

Nabelschnurblut einlagern

Bei privaten Firmen kannst du das Nabelschnurblut einlagern. Damit bleibt dein Anspruch bestehen und du kannst die daraus gewonnen Stammzellen für dein eigenes Kind nutzen. Allerdings ist die Einlagerung des Nabelschnurbluts nicht günstig.

Wann fällt die Nabelschnur ab?

Der Nabelschnurrest trocknet in den ersten zwei Tagen nach der Geburt ein. Sobald er trocken ist, kann die Klammer oder das Bändchen entfernt werden. In den nächsten Tagen trocknet der Rest der Nabelschnur weiter ein und fällt zwischen dem 5. und 11. Tag nach der Geburt von selbst ab.

Bis der Bauchnabel vollständig verheilt ist, kann es sein, dass tröpfchenweise Blut oder Wundsekret austritt. Deshalb musst du den heilenden Nabel regelmäßig sauber machen und versorgen. Wie der Nabel heilt, solltest du unbedingt beobachten. Wenn der Nabel nach zwei Wochen nicht abgeheilt ist, der Bauchnabel blutet oder der Rest der Nabelschnur nicht von selbst abfällt, solltest du deinen Kinderarzt aufsuchen.

Tipp

Wenn der Nabel deines Babys keine Entzündungsanzeichen zeigt, kannst du dein Baby baden. Du solltest den Nabelrest aber nach dem Bad immer gut trocken tupfen.

Nabelpflege

Der Bauchnabel deines Babys ist in den ersten Wochen nach der Geburt eine offene Wunde. Um eine Infektion des Nabels zu vermeiden, solltest du den Nabelschnurrest deines Babys nur mit sauberen, desinfizierten Händen anfassen.
Damit der Nabel gut verheilt, ist eine gute Nabelpflege ausschlaggebend. Deine Hebamme wird dir zeigen, wie du den Nabel richtig versorgst.

  • Der Nabel sollte immer oberhalb der Windel liegen. Durch die Luft trocknet der Nabelschnurrest besser ab.
  • Ziehe deinem Baby lose Kleidung an. Dann reibt der Nabelschnurrest nicht an der Kleidung und kann durch die Luft besser abheilen.
  • Nutze nur lauwarmes Wasser, um den Nabel deines Babys sauberzumachen
  • Tupfe den Nabelrest immer mit einem sauberen Tuch trocken.
  • Reinige den Nabelschnurrest mit einer Alkohollösung aus der Apotheke oder einer Calendulatinktur. Tunke dazu ein Wattestäbchen in die Flüssigkeit und mach den Nabel rundherum sauber.
  • Nimm jedes Mal ein neues Wattestäbchen

Bauchnabel entzündet

Es kann sein, dass sich der Bauchnabel deines Babys entzündet. Dann rötet sich der Bereich um den Bauchnabel, der Nabelschnurrest beginnt zu nässen, wird schleimig und fängt an zu stinken. Sobald du eine Infektion bemerkst, solltest du dich an deine Hebamme oder deinen Kinderarzt wenden. Denn ein entzündeter Nabel muss unbedingt behandelt werden.

Nabelschnur Komplikationen

Die Nabelschnur ist nur selten für schwere Komplikationen verantwortlich. Nichtsdestotrotz kann die Nabelschnur Probleme verursachen:

  • Nabelschnurknoten: Wenn dein Baby im Bauch aktiv ist und Purzelbäume macht, kann es passieren, dass sich Knoten in der Nabelschnur bilden. Diese Knoten sind in der Regel kein Problem. Etwa 2 % der Babys, kommen mit einem Nabelschnurknoten zur Welt.
  • Nabelschnurumschlingung: Bei etwa 20 % bis 30 % der Geburten wickelt sich die Nabelschnur um irgendwelche Körperteile deines Babys. Die meisten Babys können dennoch komplikationslos geboren werden. Besonders heikel ist es, wenn die Nabelschnur um den Hals deines Babys gewickelt ist. Werden Blutgefäße durch die Nabelschnur abgedrückt, kann es sein, dass dein Baby per Kaiserschnitt oder mit der Saugglocke entbunden wird.
  • Risiken durch Gifte: Die Plazenta filtert zwar die meisten Giftstoffe, sodass sie nicht zu deinem Baby gelangen. Einige Giftstoffe, wie zum Beispiel Nikotin, gelangen trotzdem durch die Nabelschnur zu deinem Baby. Sie können die körperliche Entwicklung beeinträchtigen und zu einer Fehl- oder Frühgeburt führen.