Lippen-Kiefer-Gaumenspalte: Wie wird eine Hasenscharte behandelt?
Der Begriff Lippen-Kiefer-Gaumenspalten ist ein Oberbegriff für verschiedene Fehlbildungen, bei denen Lippen, Kiefer und/oder der Gaumen nicht ganz zusammengewachsen sind. In diesem Artikel erfährst du, was die Ursachen für solche Fehlbildungen sind und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt.
Was ist eine Hasenscharte?
Als Hasenscharte bezeichnet man eine Fehlbildung der Lippen-Kieferspalte. Sie entsteht schon im Mutterleib. Denn im ersten Trimester wachsen die beiden Gesichtshälften deines Babys zunächst getrennt voneinander. Erst im Verlauf der Schwangerschaft wachsen die beiden Gesichtshälften zusammen. Wird die Entwicklung in dieser Zeit gestört, kann es zu Fehlbildungen kommen, sogenannten Lippen-Kiefer-Gaumenspalten.
Wusstest du, dass...?
Der Begriff Hasenscharte ist heutzutage nicht mehr gebräuchlich
Lippen-Kieferspalten wurden früher oft als Hasenscharte und Gaumenspalten als Wolfsrachen bezeichnet. Diese Begriffe werden von Betroffenen aber als beleidigend empfunden. Deshalb werden sie heutzutage nicht mehr genutzt.
Ursachen für eine Lippen-Kiefer-Gaumenspalte
Die Ursachen für die Probleme beim Zusammenwachsen sind noch nicht vollständig geklärt. Klar ist aber, dass Alkohol und Rauchen in der Schwangerschaft das Risiko erhöhen. Außerdem spielt auch Vererbung eine Rolle, denn die Fehlbildungen kommen oft in Familien vor.
Darüber hinaus ist das Risiko für Lippen-Kiefer-Gaumenspalten erhöht, wenn dein Baby in der Frühschwangerschaft nicht genügend mit Folsäure versorgt wird. Deshalb solltest du möglichst schon, wenn du einen Kinderwunsch hast, mit der Einnahme von Folsäure beginnen.
Häufigkeit von Lippen-Kiefer-Gaumenspalten
Lippen-Kiefer-Gaumenspalten kommen häufig vor. In Deutschland sind etwa 0,2 % Prozent der Neugeborenen betroffen, also ungefähr eines von 500 Babys. Außerdem treten bei Jungen die Fehlbildungen etwas häufiger auf als bei Mädchen.
Arten von Lippen-Kiefer-Gaumenspalten
Es gibt verschiedene Formen von Lippen-Kiefer-Gaumenspalten. Diese können in unterschiedlichen Schweregraden auftreten:
- Spaltbildungen der Lippe: Wenn die Oberlippe nicht vollständig zusammengewachsen ist, entsteht eine Lippenkerbe oder eine Lippenspalte. Bei der Lippenspalte ist der Spalt so groß, dass er bis zur Nase reicht. Bei der Lippenkerbe ist der Spalt kleiner, betrifft also vor allem die Lippe.
- Spaltbildungen der Lippe und des Kiefers: Bei Lippen-Kieferspalten führt der Spalt von der Oberlippe bis zum Oberkiefer. Spaltungen der Lippe und des Kiefers können nur an einer Seite oder an zwei Seiten auftreten.
- Spaltbildungen des Gaumens: Bei einem geringen Schweregrad ist nur ein kleiner Spalt im hinteren Gaumenbereich vorhanden. In schwereren Fällen ist der gesamte Gaumen gespalten, sodass der Mundraum nicht vom Nasenbereich getrennt ist.
Lippen-Kieferspalten und Gaumenspalten können getrennt voneinander auftreten. Oft kommen sie aber zusammen vor.
Diagnose einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte
Dein Frauenarzt kann Lippen-Kiefer-Gaumenspalten oft schon im Ultraschall ab der 20. SSW erkennen. Manchmal sind sie aber auch erst bei der Geburt zu sehen. Verdeckte isolierte Gaumenspalten werden manchmal sogar erst erkannt, wenn das Baby mit dem Sprechen beginnt. Denn sie sind von außen nicht sichtbar.
Mögliche Folgen einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte
Lippen-Kiefer-Gaumenspalten können je nach Schweregrad unterschiedliche Auswirkungen haben, wenn sie unbehandelt bleiben. Sie können beispielsweise das Atmen, das Schlucken, das Sprechen und das Hören beeinträchtigen. Zudem kann die Fehlbildung das Wachstum des Gesichts oder die Entwicklung der Zähne stören. Glücklicherweise können Lippen-Kiefer-Gaumenspalten heutzutage aber gut behandelt werden.
Behandlung einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte
Die Behandlung beginnt in der Regel bereits kurz nach der Geburt in einer auf Lippen-Kiefer-Gaumenspalten spezialisierten Klinik. Hier arbeiten verschiedene Ärzte wie Kinder- und HNO-Ärzte, Chirurgen, Zahnärzte und Kieferorthopäden zusammen, um dein Baby bestmöglich behandeln zu können.
- Gaumenspalten: Bei einer starken Ausprägung wird direkt nach der Geburt mit der Behandlung begonnen, weil die Fehlbildung das Trinken beeinträchtigt. Eine Gaumenplatte, die du deinem Baby vor dem Trinken einsetzt, trennt den Mundraum vom Nasenbereich. Dadurch kann dein Baby besser saugen und trinken. Die Größe der Gaumenplatte muss regelmäßig angepasst werden. Mit ungefähr einem Jahr kann der Gaumen auch operativ geschlossen werden.
- Lippenspalten: Bei einer Spaltung der Lippe ist das Trinken meist nicht gestört. Die erste Behandlung ist hier oft eine Operation, in der die Lippenspalte geschlossen wird. Das passiert, wenn dein Baby etwa 5 bis 6 Monate alt ist.
Zusätzlich dazu sind oft kieferorthopädische Behandlungen notwendig, um die Entwicklung des Kiefers zu normalisieren. Darüber hinaus therapieren Logopäden mögliche Störungen in der Aussprache.
Eine Lippen-Kiefer-Gaumenspalte im Erwachsenenalter
Lippen-Kiefer-Gaumenspalten werden während des Wachstums des Babys kontrolliert. Wenn es notwendig ist, wird der Arzt immer wieder kleinere Eingriffe durchführen.
Manchmal werden auch noch nach Ende des Wachstums Operationen im Bereich der Nase oder Lippe durchgeführt. Dadurch sind angeborene Lippen-Kiefer-Gaumenspalten im Erwachsenenalter gar nicht mehr oder kaum noch zu sehen.
Stillen mit einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte
Wenn dein Baby eine Lippen-Kiefer-Gaumenspalte hat, fragst du dich vielleicht, ob du dein Baby überhaupt stillen kannst. Denn eine Gaumenspalte erschwert das Stillen erheblich. Sie verhindert, dass beim Anlegen des Babys ein Vakuum entsteht. Dadurch bekommen die Babys nur wenig Milch. Trotzdem sollte dich das nicht davon abhalten, zu stillen. Denn Muttermilch ist ideal für Babys mit Lippen-Kiefer-Gaumenspalten, da sie wenig reizt und vor Infektionen schützt.
So kannst du dein Baby beim Stillen unterstützen:
- Das Stillen ist für dein Baby sehr anstrengend. Deshalb solltest du mit abgepumpter Muttermilch zufüttern.
- Lege dein Baby mehrmals täglich an, wenn du zu einem späteren Zeitpunkt stillen möchtest.
- Versuche verschiedene Stillpositionen aus. Dann wirst du sicher eine Stillposition finden, in der dein Baby die Brust ohne größeren Aufwand im Mund behalten kann.
- Unterstütze dein Baby, indem du die Brust während des Stillens festhältst.
- Pumpe regelmäßig Muttermilch ab, um die Milchproduktion anzuregen und zu fördern.
Wenn dein Baby eine Gaumenspalte hat, ist das Stillen sehr zeitaufwändig. Lasse dich deshalb von einer erfahrenen Hebamme oder Stillberaterin im Wochenbett begleiten. Sie kann mit dir eine Stillroutine erarbeiten und dich mit wichtigen Tipps und Tricks unterstützen. In der Regel lernen Babys mit der Zeit, wie sie beim Stillen genügend Muttermilch bekommen können.